piwik no script img

Archiv-Artikel

Kritiker gehen gegen Unterelbe-AKWs vor

ATOMAUSSTIEG Greenpeace fordert Entzug der Betriebserlaubnis für das AKW Brokdorf. Atomkraftgegner kritisieren Pläne für den Abbau des stillgelegten Meilers Brunsbüttel

Greenpeace will das Atomkraftwerk Brokdorf stilllegen. Gemeinsam mit Anwohnern hat die Umweltschutzorganisation bei der Atomaufsicht in Schleswig-Holstein einen Antrag auf Widerruf der Betriebsgenehmigung eingereicht. „Die Verwundbarkeit von Atomanlagen durch terroristische Angriffe steht außer Zweifel“, sagte Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital zur Begründung.

Der für die Atomaufsicht zuständige grüne Umweltminister Robert Habeck begrüßte den Antrag. „Alles, was den Atomausstieg nach Recht und Gesetz beschleunigt, ist gut“, sagte er. Zugleich wies Habeck aber darauf hin, dass die rechtlichen Hürden für den Widerruf einer Betriebserlaubnis sehr hoch seien.

Brokdorf, das einzige Atomkraftwerk Schleswig-Holsteins, das noch am Netz ist, soll Ende 2021 abgeschaltet werden. Die beiden weiteren AKWs des Landes in Brunsbüttel und Krümmel wurden nach Fukushima bereits im August 2011 stillgelegt.

Im Januar hat das Bundesverwaltungsgericht den Entzug der Genehmigung für das Zwischenlager am AKW Brunsbüttel bestätigt. Nach Auffassung des Greenpeace-Anwalts Ulrich Wollenteit ebnet dies den Weg für ähnliche Entscheidungen auch bei anderen Atomreaktoren wie Brokdorf. „Schon viel zu lange müssen Anwohner die Gefahr von Atomkraftwerken dulden“, findet der Greenpeacer Smital.

Derweil bastelt die Initiative Brokdorf-akut an einer Sammeleinwendung gegen den Abriss des Meilers Brunsbüttel und die Errichtung eines Zwischenlagers am dortigen AKW-Gelände. „Natürlich sind wir nicht gegen den Abbau von Brunsbüttel“, stellt Initiativen-Sprecher Karsten Hinrichsen klar. Die vom Betreiber Vattenfall vorgelegte Planung sei aber „voller unnötiger Belastungen für Mitarbeiter, Anwohner und Umwelt“. Dem Konzern gehe es vor allem darum, „möglichst viel Deponieraum zu sparen und dafür Menschen und Natur als Billigdeponie zu missbrauchen“.

Etwa 500 Menschen haben die Einwendung bereits unterschrieben, bis zur Einreichung am 24. April hofft Hinrichsen auf mehrere tausend weitere Unterschriften. Und am Sonntag, 26. April, erwartet er mehrere tausend Demonstranten beim Tschernobyl-Gedenktag in Brokdorf.  SVEN-MICHAEL VEIT