: Rausschmiss mit Folgen
ASYL Evangelische Kirche räumt in Moabit Flüchtlingsinitiative und ruft die Polizei
Es klingt nach einer guten Idee: Am vergangenen Sonntag beschloss die Initiative „Neue Nachbarschaft Moabit“, ein leerstehendes Gebäude in der Wiclefstraße für die Unterbringung von Flüchtlingen herzurichten. Schließlich habe der Eigentümer, die Kirchengemeinde Moabit West, selbst diese Nutzung vorgeschlagen, sagt Sprecherin Marina Naprushkina. „In Gesprächen wurde immer wieder bekräftigt, das Haus als Unterbringungsmöglichkeit für Flüchtlinge nutzen zu wollen.“
Die Initiative habe mit der Aktion auch ein sehr dringliches Problem lösen wollen: „Die Unterbringung von sieben Flüchtlingen in einer Kirche in Tiergarten wird ab 1. April nicht mehr möglich sein – diese Menschen brauchen dringend ein neues Dach über dem Kopf.“ Die Initiative wollte den Umzug der Flüchtlinge in das leerstehende Gebäude organisieren.
Das klappte aber nicht: „Plötzlich erschienen die Pfarrerinnen des Sprengels und weitere Kirchenvertreter und drohten uns mit Polizei, wenn wir das Gelände nicht verlassen“, sagt Naprushkina. Es sei ihnen nur knapp gelungen, die Flüchtlinge vor dem Eintreffen der Polizei vom Gelände zu bringen. Ein Vertreter des Kirchenkreises habe außerdem eine zur Initiative gehörende Frau angegriffen.
Katrin Rebiger, Pfarrerin der Heilig-Geist-Gemeinde in Tiergarten, stellt die Ereignisse anders dar: Zwar sei im letzten Herbst diskutiert worden, ob man das Gebäude zur Flüchtlingsunterbringung nutzen könne, diese Pläne seien aber wieder verworfen worden, weil das Haus in den nächsten Monaten zu einer Kita umgebaut werde.
„Das war eine Besetzung“, sagt Rebiger. Für die Flüchtlinge sei die Aktion nicht nötig, schließlich bemühe sich der Kirchenkreis bereits um eine neue Unterbringung. Die Initiative habe das Gebäude für ihre eigenen Aktivitäten nutzen wollen.
„Es gab sicher Leute, die sich von dieser unabgesprochenen Aktion hintergangen fühlten“, sagt Rebinger. Das Vorgehen der Initiative sei ein „Vertrauensbruch“, schließlich habe man in den vergangenen Monaten gut zusammengearbeitet. Die Initiative hingegen wirft der Kirche vor, mit dem Rausschmiss Absprachen unterlaufen zu haben.
MALENE GÜRGEN