Gehaltvoll abkassieren!

Manager interessieren sich nicht für Geld, sondern nur für das Wohl der Belegschaft ihrer Firma – ein entbehrungsreicher Job, der vernünftig entlohnt werden muss. Sechs Top-Typen im taz-Finanztest

Josef Ackermann, 59, ist seit Mai 2002 Vorstandschef der Deutschen Bank und begnügt sich nicht mit Peanuts: Er ist und bleibt mit 13,2 Millionen Euro im Jahr der absolute Top-Verdiener unter den Vorständen der DAX-Konzerne.

Plus: Ist eigentlich ein ganz armes, benachteiligtes Männlein, schließlich bekommen manche seiner Kollegen aus der Schweiz und den USA das Doppelte und Dreifache.

Minus: Tendiert zu missverständlichen Fingerzeichen, für die man in der Dorfdisko auf die Fresse bekommen würde.

Fazit: Gefährdet in punkto Wohlstandsverwahrlosung. MRE

Wolfgang Grupp, 65, übernahm 1969 die damals hoch verschuldete Fabrik seines Vaters und macht heute mit Trigema jährlich 80 Millionen Umsatz. Am Ende des Jahres darf er mitnehmen, was übrig bleibt. Plus: Schenkte Deutschland den Trigema-Affen und findet, dass Manager zwar viel verdienen sollen, aber im Gegenzug auch die Haftung für ihre Verluste antreten sollten. Minus: Wohnt direkt neben seiner Fabrik in Burladingen und könnte den Firmenhubschrauber doch auch mal stehen lassen, wenn er zur Arbeit will. Fazit: Wolfgang Grupp zahlt Tariflohn, sichert Arbeitsplätze und begnügt sich mit den üppigen Resten. Am liebsten isst er belegte Brötchen – die Butter auf selbigen sei ihm gegönnt. MRE

René Obermann, 43, bekommt als Telekom-Chef ein schmales Grundgehalt von 900.000 Euro, kommt aber mit verschiedenen „variablen Vergütungen“ auf runde 2,8 Millionen Euro. Plus: Obermann spart, wo er kann: Erst hat er sein Motorrad verkauft, dann seinen Porsche, fährt einen Audi A6 Kombi, leistet sich keinen Oberlippenbart und muss wegen seiner „100-Stunden-Woche“ notgedrungen mit TV-Moderatorinnen anbändeln (Maybrit Illner). Minus: Obermann hält seinen Job für „nicht vergnügungssteuerpflichtig“ (O-Ton Obermann). Fazit: Wo er recht hat, hat er recht. Maybrit statt Maybach? Gehalt verdoppeln! FRA

Die „Familien-Managerin“ der Staubsaugerfirma Vorwerk führt ein „erfolgreiches, kleines Familienunternehmen“ und bekommt Haushaltsgeld, von dem sie sich ab und zu etwas abzwacken kann.

Plus: Verweist auf die tendenziell erschütternde Tatsache, dass keine einzige Frau unter den Vorständen der DAX-Konzerne anzutreffen ist.

Minus: Lässt, verdammt, den Kuchen immer anbrennen.

Fazit: Braucht nix, bekommt doch sooo viel Liebe! MRE

Wolfgang Reitzle, 58, ist seit 2003 Vorstandsvorsitzender des deutschen Gas- und Technikkonzerns Linde AG, wo er jährlich mit 8.198.000 Euro heimgeht.

Plus: Angefangen hat der studierte Metallphysiker und Wirtschaftsingenieur bei BMW, wo er eigentlich Eberhard von Kuenheim als Chef hätte beerben sollen. Als das nix wurde, ging der „car guy“ (Spitzname) zum Ford-Konzern, wo er für Jaguar, Aston Martin, Volvo, Land Rover, Lincoln und Mercury verantwortlich war. Auch bei der Linde AG blieb der Träger eines Menjou-Bärtchens seinem Autotick treu – und forderte bundesweit Wasserstoff-Tankstellen.

Minus: Nina Ruge, das Luxusweibchen an seiner Seite Fazit: Gehalt geht in Ordnung (und Ruge geht ins Geld). FRA

Dieter Zetsche, 54, ist seit 2006 Chef der Daimler AG und kassiert 5.091.000 Euro. Plus: Geboren wurde Zetsche in Istanbul, weil sein Vater in der Türkei ein Staudammprojekt leitete. Wenn man so will (und wer will das nicht?), macht das Zetsche zum einzigen Top-Manager mit Migrationshintergrund. Bei Daimler musste der Doktor der Ingenieurswissenschaften die Scheidung von der US-Gemahlin Chrysler durchstehen – und eine Ehe beenden, die ihm Jürgen Schrempp eingebrockt hatte.

Minus: Hat haarige Virilitätszeichen nötig (Nietzsche-Bart). Fazit: Kann sich jährlich gerade mal 31 Modelle der S-Klasse (ohne Extras) leisten. Zu wenig! FRA