WERBEPAUSE

Je nach Taktung der Spots gleicht der Genuss von Werbeunterbrechungen derzeit dem Aushalten einer Rolling-Stones-Playlist. Die obig abgebildeten Knethäschen, die zur Illustration der Farbpotenz eines neuen Sony-Farbfernsehgeräts der Flach-Klasse durch New York hüpfen, werden auf ihrer Mission vom Stones-Klassiker „She’s Like A Rainbow“ musikalisch begleitet: Sie müssen sich zu einem Männchen machenden roten Mega-Häschen vereinen. Ein Augenblinzeln später erklingt schon die Depressions-Hymne „Paint It Black“, ebenfalls von den Stones, um von jedem Sinn befreit die Produkte der Deutschen Telekom unter die Leute zu bringen. Oder wendet man sich an Menschen mit Kontaktstörungen, die endlich mal wieder ihre Freunde anrufen sollen? Wer nun aufgrund dieser Tatsache die endgültige Kommerzialisieurung des Rock ’n’ Roll zu beklagen anhebt, kommt erstens längst zu spät und vergisst zweitens, dass diese Form des Recyclings hilft, jungen KonsumentInnen das Werk der Stones nahezubringen. So fragt man in einschlägigen Blogs verzweifelt, von welcher Gruppe denn bitte dieses eingängige Lied aus dem Sony-Spot sei. Und konstatiert an nächster Stelle: „Toller Spot, aber einen Sony-Fernseher würde ich mir deswegen bestimmt nicht kaufen.“ Im Ergebnis landet der schöne Stones-Titel auf der Playlist, und Sony bleibt auf seiner Flach-Glotze sitzen. Die jungen KonsumentInnen sind doch auch ziemlich coole Rock ’n’ Roller. Und weniger kommerziell unterwegs als Mick & Co. MRE