: Schwarzfahren kann sich lohnen
BVG 50 Prozent des Bußgelds für Gäste ohne Ticket sehen die landeseigenen Verkehrsbetriebe nie
Fast die Hälfte jener Fahrgäste, die mit Berlins U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen zum Nulltarif unterwegs sind, zahlen ihr Bußgeld nicht. Die von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) beauftragte Inkassofirma trieb 2014 nur bei etwas mehr als 50 Prozent der Schwarzfahrer die fälligen 40 Euro ein. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Antwort des Senats auf eine Anfrage der Piratenfraktion hervor. Die Zahlen der Vorjahre bewegten sich zwischen 47 und 58 Prozent.
Allerdings wurden nur knapp 308.00 der rund 355.000 Fälle an das Inkassounternehmen übergeben. Der Grund: Viele Menschen ohne Fahrschein bezahlen die 40 Euro direkt bei den Kontrolleuren. Im Juli soll dieser Betrag übrigens bundeseinheitlich auf 60 Euro erhöht werden.
Andere Schwarzfahrer bezahlen ihre Strafe allerdings auch nach Mahnung nicht. In diesem Fall entscheidet die Inkassofirma, ob sie bei einem Gericht auf Zahlung klagt. Oft geschieht das nicht, weil absehbar ist, dass die Betroffenen kein Geld haben. Andere Verfahren werden von den Gerichten eingestellt.
Über 7,5 Millionen Euro an Bußgeldforderungen aus dem vergangenen Jahr seien noch nicht beglichen, heißt es in der Antwort des Senats. Die Zahl ist deutlich höher als in den Vorjahren, als es um nicht bezahlte Gesamtbeträge zwischen 2 und 4 Millionen Euro ging.
Das liegt unter anderen an Computerproblemen, aufgrund derer viele Bußgeld-Vorgänge aus 2013 erst im Folgejahr bearbeitet wurden. Außerdem kontrollierte die BVG 2014 mehr als zuvor, so dass in absoluten Zahlen mehr Fahrgäste ohne Ticket auffielen.
Schwankende Zahlen
Bei den erwischten 355.476 Schwarzfahrern handelt es sich um circa 7 Prozent aller kontrollierten Fahrgäste. Die tatsächliche Zahl der Schwarzfahrer ist unbekannt. Je nach Kontrollaktivität schwanken auch Menge und Anteil der ohne Fahrkarte angetroffenen Passagiere. Von den knapp 950 Millionen Fahrgästen der BVG im Jahr 2013 wurden nur 2,8 Millionen kontrolliert. Die Einnahmen aus Bußgeld lagen bei BVG und S-Bahn bei jeweils 5,3 Millionen Euro.
Rund 18 Prozent der BVG-Fahrgäste ohne Ticket müssen von vornherein nicht die volle Strafe bezahlen. Das gilt sowohl für Besitzer von personengebundenen Fahrausweisen oder Abonnements, die ihren Fahrschein nicht dabeihaben, aber im Zweifel auch für Touristen, die aus Versehen nicht abgestempelt haben. Auch sie zahlen laut BVG oft nur die Bearbeitungsgebühr von 7 Euro. „Wir sind in vielen Fällen sehr kulant“, so Sprecherin Petra Reetz.
Die Zahlen der S-Bahn für 2014 wurden in der Antwort der Stadtentwicklungsverwaltung nicht veröffentlicht. (dpa)