Neue Hindernisse auf dem Weg zum Abitur

STREIK 18.000 Angestellte im öffentlichen Dienst legen Arbeit nieder. Auch Schüler im Abistress betroffen

Erneut haben am Donnerstag Angestellte des öffentlichen Dienstes aus Berlin und Brandenburg gestreikt. Laut Angaben der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) versammelten sich auf dem Gendarmenmarkt 12.000 Streikende der GEW, der Gewerkschaft Verdi, der Gewerkschaft der Polizei und der Industriegewerkschaft für Bauen und Umwelt. Insgesamt legten 18.000 Menschen ihre Arbeit nieder. Unter den Schlagwörtern „Gleiche Arbeit – gleicher Lohn“ und „Wir sind mehr wert“ forderten die Streikenden 5,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 175 Euro pro Monat. Sie beziehen sich mit ihren Forderungen auf die Tatsache, dass viele der Angestellten im öffentlichen Dienst trotz gleicher Arbeit deutlich weniger verdienen als ihre verbeamteten Kollegen.

„Uns geht es bei diesem Streik nicht um mehr Geld, sondern vor allem um bessere Arbeitsbedingungen“, sagt Anne Burkard, Englisch- und Philosophielehrerin an der Sophie-Scholl-Schule in Schöneberg. „Unsere Aufgaben werden erhöht, die Klassen werden größer, eine differenzierte Gestaltung des Unterrichts mit individuellem Lernen ist nicht mehr möglich“, sagt einer ihrer Kollegen. Laut Angaben der GEW streikten 2.750 Lehrer streikten. Betroffen davon waren auch einige Abiturienten und Schüler der 10. Klassen, die am Donnerstag ihre Präsentationsprüfung ablegen sollten. An der Sophie-Scholl-Schule wurden 15 Prüfungen verlegt. „Schade, dass es nur so wenige waren“, kommentiert eine Lehrerin des Kollegiums.

Nicht bei allen trifft dieses Verhalten auf positive Resonanz. „Wenn an meiner Schule heute Abiturprüfungen wären, dann wäre ich nicht hier“, sagt eine streikende Gymniasallehrerin.

„Unsere Kolleg*innen haben sich verantwortungsvoll und kooperativ in der Situation verhalten. Es wurden Lösungen gefunden, die dazu führten, dass den Schülerinnen und Schülern keine Nachteile entstanden sind“, sagt Doreen Siebernik, die Vorsitzende der GEW Berlin.

Am Samstag beginnt in Potsdam eine weitere Runde der Tarifverhandlungen. Entgegen einigem Gemunkel unter den Streikenden auf dem Gendarmenmarkt, dass die Gewerkschaften einem faulen Kompromiss zustimmen könnten, gibt sich Tom Erdmann, der Pressesprecher der GEW Berlin Brandenburg kämpferisch: „Wir werden nicht klein beigeben, wenn von den Tarifpartnern kein annehmbares Angebot kommt, streiken wir nach Ostern weiter.“ MARIE-THÉRÈSE HARASIM