organverteilung
: Fehlerhaft und intransparent

Die Zweiklassenmedizin ist hierzulande schon längst Realität. Bei manch einem Facharzt müssen Kassenpatienten lange Wartezeiten in Kauf nehmen oder werden gar gleich abgewiesen. Für Privatpatienten wird hingegen der rote Teppich ausgerollt. Sollte sich der Vorwurf bestätigen, dass Derartiges auch in der Transplantationsmedizin stattfindet, wäre das für den auf Organspenden angewiesenen Bereich der absolute GAU. Seit Jahren klagen Gesundheitspolitiker und Transplantationsmediziner über den Mangel an Organspenden. Rund 12.000 Patienten warten auf ein Spenderorgan. Viele davon warten vergebens. Seit Jahren schon wird daher versucht, mit Info- und PR-Kampagnen den Organmangel zu beheben. Potenzielle Organspender sollen dafür geworben werden, das „Ja“ auf dem Spenderausweis anzukreuzen. Die wenigsten jedoch sind bereit, sich damit auseinanderzusetzen. Sollte sich jetzt tatsächlich herausstellen, dass bei der Vergabe von Spenderorganen die Monetik über der Ethik steht, wird das die Spendenbereitschaft noch weiter reduzieren. Zu den Grundvoraussetzungen für die Bereitschaft, einen Organspendeausweis auszufüllen, gehören nun einmal Vertrauen und Transparenz hinsichtlich des Verteilungssystems. Angesichts des mit Fehlern und Lücken gespickten Zahlenwerks, das von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) vorgelegt wurde, wäre es jedoch absurd, von Transparenz bei der Organvergabe zu sprechen. Hier hat die DSO klar versagt. Gefordert ist jetzt die Politik. Sie muss überprüfbare Daten liefern. WOLFGANG LÖHR