: Alles aus allem machen
Eine Designerin in Amsterdam bekommt als Juxgeschenk zu Weihnachten eine Tasche voller alter Fahrradschläuche. So beginnt die Geschichte der Marke Krejči. Doreen Westphal, die Designerin, beginnt, mit dem Material zu experimentieren, und gestaltet MIFA, ihre erste Tasche aus Fahrradschläuchen. Es folgt TUBUS, eine Serie unterschiedlicher Taschen, extrem haltbar und alltagstauglich. Die Taschen sind handgenäht, eine Kombination aus recycelten Fahrradschläuchen und Wollfilz. Krejci wurde als eines der ersten Labels bei Young Designers United in Amsterdam präsentiert. Taschen des Labels gibt es in ausgewählten Designläden in Westeuropa, Skandinavien, Japan, Südafrika und den USA. Ab sofort gibt es zwei ausgewählte Produkte von Krejči auch im tazshop. Wer bis zum 18. 12. bestellt, wird bis Weihnachten beliefert. Bestellen unter www.taz.de, weitere Infos unter www.krejci.nl
Zu Weihnachten: ungewöhnliches Design aus nachhaltiger Produktion im tazshop
taz: Wie kam es zur ersten Tasche aus Fahrradschläuchen, und wie haben die Leute darauf reagiert?
Doreen Westphal: Als ich begann, mit meinem Weihnachtsgeschenk, dem Material, zu spielen, habe ich entdeckt, dass ich die Schläuche auf verschiedenste Weise anordnen und damit unterschiedliche Strukturen schaffen kann. Diese Struktur wollte ich in Objekte verwandeln, und es wurden Taschen. Meine erste Tasche hatte die Form einer simplen Plastiktüte aus dem Supermarkt, und ich merkte, dass die Sache rund war. Die Leute reagierten begeistert und ermutigten mich, weiterzumachen. So entstand meine erste Kollektion.
Hast du eine Philosophie oder ein Konzept bei der Produktion deiner Taschen? Folgst du einem Umweltgedanken oder eher einer Modevorstellung?
Ich stamme aus der DDR und habe aus dieser Zeit ein besonderes Geschenk behalten: die Fähigkeit, aus allem alles zu machen. Die Ausstellung „Marke Eigenbau“, die vor einiger Zeit in Potsdam zu sehen war, zeigt, wie die DDR-Bürger Dinge selber entworfen und gebaut haben, die es nicht zu kaufen gab. Ich mag diese Haltung in einer Zeit, in der die industrielle Produktion uns mit Unmengen giftiger Rückstände und Müll überspült. Ich möchte mit meiner Kollektion schöne Dinge machen, aber auch Fragen stellen und überraschen, an Mode oder Trends bin ich nicht interessiert.
Wie kommst du an das Material für die Taschen? Sind deine Taschen nach wie vor handgemacht?
Ja, die Taschen sind alle handgenäht. Ich arbeite mit einer kleinen polnischen Firma zusammen, die 18 Menschen beschäftigt, die körperlich oder psychisch eingeschränkt sind. Mein Material bekomme ich im Moment noch von einzelnen Fahrradreparaturwerkstätten, die es für mich sammeln, dafür muss Eva, sie hilft mir hierbei, ganz schön viel Fahrrad fahren. Viel einfacher wäre es, die Schläuche von einer der abfallverwertenden Firmen zu beziehen, bevor diese sie verbrennen, aber dafür muss man den langen Weg der Bürokratie beschreiten. Gerade genieße ich einen Etappensieg. Ab 1. 1. 2008 ist mir offiziell erlaubt, Abfall zu übernehmen und zu verarbeiten. Jetzt untersuche ich Abfallströme in Holland, um herauszufinden, wo ich konkret die Schläuche aus dem Weg zur Erzeugung von Fernwärme herausziehen kann.
Die Weihnachts-Shopping-Lounge findet in Berlin am 15. und 16. 12. im Café Moskau statt, hier präsentiert Doreen Westphal ihre Taschen am taz-Stand.Weitere Infos: www.holyshitshopping.de
Man kann deine Taschen in ausgewählten Designläden Europas und der USA kaufen. Jetzt gibt es sie auch im tazshop. Wie kam es dazu?
Die taz wurde auf mich aufmerksam, weil Krejči-Taschen den taz-MitarbeiterInnen in der Werbeabteilung auffielen und gut gefunden wurden. Dann haben sie mich gefragt, ob ich am taz-Stand beim Holy Shit Shopping meine Kollektion präsentieren möchte. Wir haben gleich weitergedacht und haben uns entschieden, zwei Stücke aus meiner Kollektion in einem besonderen Designfenster im tazshop anzubieten.