Hamas begeht Jahrestag ihrer Gründung

Hunderttausende nehmen im Gazastreifen an einer Kundgebung der radikalen Palästinenserorganisation teil. Hamas-Führer Ismail Hanijeh greift Präsident Abbas wegen der Verhandlungen mit Israel an. In Paris findet heute eine Geberkonferenz statt

GAZA afp ■ Mit einer Großkundgebung in Gaza hat die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas am Samstag ihr 20-jähriges Bestehen begangen. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge nahmen zwischen 150.000 und 300.000 Menschen an der Demonstration auf dem zentralen Katiba-Platz teil. Der von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als Regierungschef abgesetzte Hamas-Führer Ismail Hanija bekräftigte, dass seine Organisation Israel niemals anerkennen werde. Er attackierte Abbas wegen dessen Verhandlungen mit Israel und bezeichnete „Widerstand und Dschihad“ als „einzige Mittel zur Befreiung Palästinas“. Mit der Kundgebung wollte die Hamas zeigen, dass sie ihre Unterstützung im Gazastreifen trotz des internationalen Boykotts nicht verloren hat.

Die Demonstranten waren aus allen Teilen des Gazastreifens gekommen. Sie trugen Hamas-Spruchbänder und schwenkten grüne Fahnen. Hanija warf Abbas' Fatah-Bewegung vor, die „Tür zum Dialog zugeschlagen“ zu haben statt, wie von der Hamas gefordert, innerpalästinensische Verhandlungen aufzunehmen. Die Hamas wolle einen „Dialog ohne Sieger, ohne Verlierer und ohne Vorbedingungen“.

Der als politischer Chef der Hamas fungierende Chaled Meschaal erinnerte unterdessen in einer schriftlichen Erklärung an die 1987 und 2000 begonnenen Palästinenseraufstände im Westjordanland und im Gazastreifen und schloss eine erneute Intifada nicht aus. „Unser Volk ist fähig, eine dritte oder vierte Intifada zu starten“, erklärte der im syrischen Exil lebende Meschaal auf der Internetseite der Hamas. „Wer glaubt, dass die Hamas sich in einer Sackgasse befindet, irrt“, fügte er hinzu. Die Hamas hatte nach gewalttätigen Kämpfen im Juni die Kontrolle über den Gazastreifen übernommen. Abbas, der am Montag in Paris an einer internationalen Geberkonferenz für die Palästinensische Autonomiebehörde und einen künftigen Palästinenserstaat teilnimmt, fordert von der Hamas den Verzicht auf ihre Machtstellung im Gazastreifen als Vorbedingung für Verhandlungen.

Im Westjordanland nahmen Abbas' Sicherheitskräfte bei mehreren Razzien 26 Anhänger der Hamas fest. Israel, die USA und die EU stufen die Hamas als terroristische Organisation ein. Sie wurde am 14. Dezember 1987 gegründet, fünf Tage nach dem Beginn der ersten Intifada, die sechs Jahre dauerte und mit der gegenseitigen Anerkennung zwischen Israel und der Palästinenserorganisation PLO endete. Im Vergleich zur ersten Intifada, die auch „Krieg der Steine“ genannt wurde, war die zweite Intifada deutlich gewalttätiger.