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Archiv-Artikel

„Vertrauen ist erschüttert“

Gedenken an das Neonazi-Opfer Ramazan Avci

Von SUL
Leman Stehn

43, ist Migrationssozialberaterin und Trainerin für soziale und gewaltfreie Konfliktbearbeitung. Sie ist in mehreren Migrationsinitiativen aktiv.

taz: Frau Stehn, die „Initiative zum Gedenken an Ramazan Avci“ fordert die Umbenennung des S-Bahnhof-Platzes Landwehr. Warum?

Leman Stehn: Vor 26 Jahren starb Ramazan Avci an diesem Platz. Er wurde von Nazis ermordet. Heute findet hier zum zweiten Mal eine Gedenkveranstaltung statt. Wir fordern, dass der Platz nach Ramazan benannt wird und das eine Gedenktafel aufgestellt wird. Auch Mehmet Kaymakcis und Süleyman Tasköprüs Namen sollen auf der Tafel stehen, auch sie wurden in Hamburg von Nazis umgebracht.

Was würde die Umbennung des Platzes bewirken?

Sie macht deutlich, dass Rassismus im Alltag geschieht. Wir wollen nicht nur gedenken, sondern die Gesellschaft aufrütteln. Die Leute sollen fragen: Und was ist jetzt? Wie wird heute mit Rassismus umgegangen?

Warum engagieren Sie sich gegen Rechtsradikalismus?

Ich bin in Istanbul geboren, aber in Deutschland aufgewachsen. Nach einem längeren Aufenthalt in der Türkei bin ich Anfang der 90er-Jahre zurückgekommen. Da war ich entsetzt von den rechtsradikalen Übergriffen auf Ausländer, die in der Zeit stattfanden. Es war mir ein Anliegen, mich zu solidarisieren.

Wird der Skandal um die „Zwickauer Zelle“ für eine größere Beteiligung an der heutigen Kundgebung sorgen?

Unter Migranten herrscht eine sehr große Vertrauenserschütterung wegen dieser Ereignisse. Das ist Hauptthema, wenn man zusammenkommt. Wir wollen öffentlich zeigen, wie verletzend die Verstrickungen von staatlichen Institutionen wie dem Verfassungsschutz in diese Verbrechen für uns sind. Auch deshalb werden heute viele kommen.

INTERVIEW: SUL

18 Uhr, S-Bahnhof Landwehr