gordon whittaker, altamerikanist : Der letzte Mohikaner
GORDON WHITTAKER, 56, ist seit 1990 Altamerikanistik-Professor an der Universität Göttingen. FOTO: PRIVAT
Als einer der letzten seines Fachs versucht Gordon Whittaker die Altamerikanistik in Deutschland zu retten. Denn die Universitätsleitungen scheinen über Maja und Azteken nichts mehr wissen zu wollen.
Dabei ist es schon etwas Besonderes, was der Professor lehrt. Nur noch die Universitäten Bonn, Göttingen und Frankfurt vermitteln Wissen über Nord- und Mittelamerika. Aber Whittaker ist der Einzige, der in Göttingen beide Regionen kombiniert. Damit ist jetzt Schluss. Die Universitätsleitung hat im Zuge der Umstellung auf das Bachelor-Master-System beschlossen, dass Studierende in seinen Fächern keinen Abschluss mehr machen können. Keine Prüfungen, keine Abschlussarbeiten. Und dann?
„Wenn die Studenten hier keinen Abschluss mehr absolvieren können, werden immer weniger kommen, weil sie nach dem neuen System keine Zeit mehr für freiwillige Kurse haben“, sagt Whittaker.
Noch erhält er ständig Anrufe aus ganz Deutschland. Alle wollen sie bei ihm studieren, letztlich auch deshalb, weil sein Fach an anderen Unis gestrichen wird. 2005 wurde ihm noch die Akkreditierung eines eigenen Studiengangs versprochen, dessen Konzept er selbst ausgearbeitet hatte: „Auch die Akkreditierungskommission beschwerte sich im Oktober, dass der Studiengang gestrichen wurde. Ohne Erfolg.
Der in Großbritannien geborene und in Australien aufgewachsene Whittaker hat auf der US-Universität Yale Anthropologie studiert, kennt sich also mit Ethnologie, Archäologie und Linguistik aus und ist 1978 nach Deutschland gekommen. Hier hat er in Tübingen, Münster und eben Göttingen gelehrt. Sein Schwerpunkt sind die Sprachen. Als Sprachberater des Indianer-Stamms „Sauk“ in Oklahoma hat er dafür gesorgt, dass die Sprache der Ureinwohner nicht verloren geht. Er hat sie dokumentiert und entwickelt nun Lehrbücher.
Mit seiner schottisch-chinesischen Abstammung hält er sich für prädestiniert für sein Fach. „Nur muss Göttingen verstehen, dass es sich mit der Altamerikanistik profilieren kann“, sagt er. Sonst bleibt er bis 2019 – mit einem Fach, das keiner studieren kann. MAIKE WÜLLNER