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Archiv-Artikel

Verlässlicher Weihnachtsmann

WEIHNACHTSREGGAE Seit einem Vierteljahrhundert lädt „Germanys Grandfather of Roots Rock Reggae“ Jamaica Papa Curvin alljährlich zum „X-Mas Reggae“. Obwohl er der Stadt eigentlich längst den Rücken gekehrt hat

Ausdrücklich für Weihnachtshasser, Versprengte, all jene, mit denen keiner Weihnachten feiert

VON ROBERT MATTHIES

Er ist wohl der verlässlichste Weihnachtsmann der Stadt. Seit einem guten Vierteljahrhundert steht Jamaica Papa Curvin nun schon ohne Ausnahme alljährlich am Heiligabend auf einer Hamburger Bühne und verkündet sein Credo, während die treue Gemeinde vor der Bühne die Weihnachtspfunde schon mal auf die guten Vorsätze fürs nächste Jahr einstimmt. Dabei lebt der 68-jährige Reggae-Musiker längst nicht mehr hier. Nach rund 40 Jahren in der Hansestadt hat es Papa Curvin wieder auf die ungleich wärmere Karibik-Insel verschlagen, von der er einst aufgebrochen war, um als Bandleader der „Bamboos of Jamaica“ karibisches Flair auf Kreuzfahrtschiffbühnen zu verbreiten.

Der Seefahrerei aber wurde Curvin schnell überdrüssig, ließ sich stattdessen Mitte der 60er in Deutschland nieder, fing an, als Studio- und Live-Musiker zu arbeiten. Anfang der 80er eröffnete er schließlich in St. Georg sein „Reggae Center“ und begann, den Reggae auf Hunderten von Konzerten bis in den letzten Winkel der Bundesrepublik zu bringen. Verdientermaßen heißt er seitdem „Germanys Grandfather of Roots Rock Reggae“.

Mitte der 80er fand dann auch die erste „X-Mas Reggae Show“ statt. Ausdrücklich für Weihnachtshasser, Versprengte, all jene, mit denen zu Hause keiner Weihnachten feiert – und für alle, die gar kein Zuhause haben. Denn am Heiligabend war sonst überhaupt nichts los. Auch deswegen ist die musikalische Bescherung des Offbeat-Weihnachtsmanns zum Ritual geworden. Und für den Reggae-Papa zum Familienfest: seine deutsche Familie trifft er dort genauso wie langjährige Freunde. Und eins zumindest kann er auch nur hier haben: den längst liebgewonnenen nasskalten Winter.

■  Sa, 24. 12., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36