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Archiv-Artikel

Der Boykott geht weiter

Nachdem der Gebührenboykott an der Uni zum zweiten Mal das selbst gesetzte Quorum verfehlt hat, geht eine Minderheit mit einem „Extra-Boykott“ in die nächste Runde – und wird vom Asta kritisiert

VON DANIEL WIESE

Der Gebührenboykott an der Hamburger Uni ist zum zweiten Mal gescheitert. 4.510 Studierende weigerten sich nach Angaben der Boykott-Initiative, die 500 Euro Studiengebühren bis zum Stichtag am 17. Dezember zu bezahlen – zu wenig. Angepeilt worden waren 9.000 Boykotteure. „Die Organisatorinnen und Organisatoren des Boykotts sollten nunmehr akzeptieren, dass sie keine Mehrheit in der Studierendenschaft besitzen“, ließ Unipräsidentin Monika Auweter-Kurtz erklären. An der Uni Hamburg sind knapp 37.500 Studierende eingeschrieben.

Auch für den gewählten Vertreter der Studierenden, den Asta-Vorsitzenden Torsten Hönisch von der Juso-Hochschulgruppe, ist der Boykott damit erledigt. Die „kritische Masse“, die nötig gewesen wäre, um den Einzug der Gebühren zu verhindern, sei nicht erreicht worden. Die Auseinandersetzung müsse nun auf „politischer Ebene“ weitergeführt werden.

Ein harter Kern von 420 Studierenden hat unterdessen angekündigt, weiter alle Zahlungen zu verweigern. Man wolle vor den Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft „den gesellschaftspolitischen Unfug der Studiengebühren in die öffentliche Debatte bringen“, begründet die „Extra-Boykott“-Initiative ihr Vorgehen.

Die Extra-Boykotteure, hinter der die meisten Fachschaftsräte stehen, rechnen damit, dass Uni-Präsidentin Auweter-Kurtz auf eine rasche Exmatrikulation drängen wird. Allerdings soll im Januar noch ein letztes Mahnschreiben herausgehen, wie Uni-Sprecherin Viola Griehl bestätigt. Zudem hoffen die Boykotteure auf ein Urteil des Hamburger Verwaltungsgerichts, das, wenn es in ihrem Sinne ausfällt, eine Exmatrikulation innerhalb der Rückmeldefrist untersagen würde. Diese endet in diesem Semester am 31. März. „Das Gericht hat vorab erkennen lassen, dass es in unserem Sinne entscheiden wird“, gibt sich Till Petersen von der „Extra-Boykott“-Initiative optimistisch.

Ihr Festhalten am Boykott hat den „Extra“-Boykotteuren Kritik von der offiziellen Studierenden-Vertretung Asta eingebracht. Als „verantwortungsloses Himmelfahrtskommando“ bezeichnete Asta-Vorsitzender Hönisch das Vorgehen der Extra-Boykotteure im Hamburger Abendblatt. „Mir erschließt sich nicht, was man damit erreichen will“, sagt Hönisch gegenüber der taz. „Wie soll das mit ein paar hundert Leuten ernsthaft zum Wahlkampfthema werden?“

Kein Problem mit der kritischen Masse scheint dagegen die Hochschule für Bildende Künste zu haben. Auf „knapp 50 Prozent“ der Zahlungspflichtigen schätzt der Asta die Beteiligung. Die offiziellen Zahlen, nach denen von 399 aktuell zahlungspflichtigen Studierenden 121 nicht bezahlt haben, liegen zwar niedriger, aber das stört den Asta an der Kunsthochschule nicht. „Es gibt bei uns kein Quorum“, heißt es aus dessen Büro. Man wolle den Boykott auf jeden Fall weiterführen.

Nach den Boykott- und Kunst-Aktionen des vergangenen Semesters sei es „einigermaßen ruhig geworden“, sagt Hochschul-Sprecherin Karin Pretzel. Das liege daran, dass die Auseinandersetzung nun vor Gericht fortgeführt werde. Alle 121 Studenten, die nicht bezahlt hätten, seien exmatrikuliert worden, 46 davon hätten geklagt.

Allerdings handele es sich bei diesen Zahlen um die Nichtzahler des vergangenen Semesters, was dieses Semester geschehe, sei noch nicht klar. Bei den Extra-Boykotteuren der Uni Hamburg sieht man jedenfalls voller Neid auf die Kunsthochschule. „Die sind auf einer ganz anderen Bewusstseinsstufe“, sagt einer der Aktivisten, denn: „Bei denen geht es nicht nur um Studiengebühren. Die stellen das ganze System in Frage.“