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Archiv-Artikel

Pssst. Radio Bremen braucht mehr Courage

Aus dem Inneren eines Senders – oder: Warum der Radio Bremen Intendant keine Ergebenheitsadressen lesen will

Von kawe

Um die interne Kommunikation bei Radio Bremen steht es gerade nicht so gut. Und weil kritische Stimmen nach draußen gedrungen sind – was den Intendanten furchtbar ärgert – hat eine Gruppe von „Leitenden“, deren Abhängigkeit vom Chef besonders ausgeprägt ist, eine Erklärung formuliert. Adressiert ist das Papier an den Rundfunkrat, und es endet nach wenigen Sätzen mit einem Bekenntnis. In einem Flugblatt des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) war die Frage aufgeworfen worden: „Würden Sie hier arbeiten wollen?“ Die Leitenden antworten im Chor: „Ja, wir wollen.“

Anfang Dezember gab es eine förmliche Antwort – ausgerechnet von Theo Schlüter, dem bekennenden Duz-Freund des Intendanten. „Verehrte Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter, liebe Chefinnen und Chefs“, ist die Antwort mit deutlicher Ironie überschrieben. Da gäbe es etwas, was ihm „nicht gefällt“: Das Papier sei „ein bisschen abgefasst wie eine – über Bande gespielte – Ergebenheitsadresse an den Intendanten“.

Der Intendant hätte „eine solche Ergebenheitsadresse nicht verdient“, schreibt Schlüter. Der Intendant verdiene „große Anerkennung“, aber gleichzeitig „offene Meinungsäußerung, konstruktive Kritik und gelegentlich sicher auch Widerspruch. Erst recht von Menschen, die zu seiner Führungscrew gehören“.

Klar – wie soll man mit Leitenden, die Ergebenheitsadressen formulieren, einen Betrieb führen? „Wie soll der arme Kerl denn ein differenziertes Bild über die Realität und die Stimmungslage im Haus bekommen? Vom Personalrat hört er dauernd den Blödsinn, dass alles nur Mist sei; und aus der Abteilungsleiterecke erfährt er nun, alles sei erste Sahne.“ Dass das nicht so sei, sehe „ein Blinder mit Krückstock“.

Die Chefs sollen „nicht das schön reden, was nicht schön ist“. Vor allem sollten sie nicht den Eindruck erwecken, dass „ihnen die Arbeitssituation der anderen völlig wurscht ist“, nachdem „sie sich in ihren komfortablen Büros inzwischen gut eingerichtet haben“. Fazit: „Von AbteilungsleiterInnen erwarte ich mehr Courage.“ kawe

Wortlaut: www.mehr-dazu.de