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ein, zwei, drei, viele BürgermeisterAmt nach Wunsch

Ist es Amtsanmaßung oder prophetische Gabe? Die Kandidaten, die uns derzeit von den Wahlplakaten angrinsen, wissen nicht nur, was sie wollen. Sondern auch, was sie mal werden.

Störzeile von MARCO CARINI

Da ist etwa der Herr Naumann von der SPD, der als Herr Überall derzeit einen wahren Termin-Marathon bewältigt. Von ihm erfahren wir, er sei „Hamburgs neuer Bürgermeister“. Aha. Wir dachten bislang, die Hamburger könnten den Mann für dieses Amt demnächst frei wählen. Doch die Hamburger SPD, die bis heute nicht herausfinden konnte, wer im Frühjahr ihre hauseigene Kandidatenkür für dieses Amt gewonnen hat, weiß an diesem Punkt offensichtlich mehr.

Verwundern muss uns allerdings der Herr Kusch. Er präsentiert sich plakativ als Zweiter Bürgermeister, was er aber nachweislich weder ist noch unter dem vorgenannten neuen Bürgermeister werden will. Verwirrend. Vielleicht aber sieht ja auch irgendeine neue EU-Verordnung vor, dass man sich auf Wahlplakaten etwas wünschen muss – oder sich gar dazu bekennen, was man immer schon mal werden wollte. Wenn man denn dürfte.

Endgültig unübersichtlich wird die Lage dadurch, dass der Herr Ole, von dem wir stets dachten, er wäre schon Bürgermeister, gar nicht mitwünscht. Will sagen: Am Wahlkampf nimmt er bislang überhaupt nicht teil. Vielleicht weiß dieser Herr Nirgendwo aber auch noch nicht genau, was er mal werden will. Der Posten des neuen Bürgermeisters ist ja – s. o. – schon vergeben. Möglicherweise boykottiert er die Wahl auch nur, ist sozusagen politikverdrossen. Wofür wir durchaus Verständnis hätten.

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