: Keine Ökowende bei den Autoherstellern
Statistiken entlarven grüne Versprechen auf der Internationalen Automesse als konsequenzloses Gerede
Der japanische Autokonzern Toyota Motor Corp liegt gleich doppelt vorn: bei Größe und Umweltschutz. Am Dienstag erklärte sich das Unternehmen zum weltweit größten Autoproduzenten. 2007 habe man weltweit 9,51 Millionen Fahrzeuge gebaut – deutlich mehr als der US-Hauptkonkurrent General Motors, dessen Produktion auf 9,259 Millionen Fahrzeuge geschätzt wurde. Nur einen Tag später gab die japanische Regierung bekannt, sie habe den früheren Toyotachef Hiroshi Okuda zum Sonderberater für den Kampf gegen die Klimaerwärmung ernannt. Toyota sei nicht zuletzt dank seiner umweltfreundlichen Hybridautos zum profitabelsten Autokonzern der Welt aufgestiegen, hieß es. Okuda soll das Kabinett von Ministerpräsident Yasuo Fukuda in politischen Fragen zum Klimawandel beraten und an Konferenzen über ein neues internationales Abkommen zur Treibhausgasreduzierung teilnehmen.
FREIBURG taz ■ Gerade mal drei Monate ist es her, dass sich die Fahrzeugbauer auf der Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt mit grünen Sprüchen zu übertrumpfen versuchten. Inzwischen ist jedoch klar: von Ökowende keine Spur. Nennenswerte Veränderungen im Fahrzeugmarkt – sprich: weniger Kohlendioxidausstoß und mehr Energieeffizienz – sind auch diesmal ausgeblieben.
Das Kraftfahrtbundesamt hat nun die ersten Statistiken für die Zeit nach der Frankfurter Ökoshow veröffentlicht. Der durchschnittliche Kohlendioxidausstoß der neuzugelassenen Personenwagen in Deutschland lag im Oktober und November mit 167 beziehungsweise 166 Gramm pro Fahrtkilometer praktisch auf gleichem Niveau wie in den beiden Monaten zuvor.
Vergleicht man die jüngsten Werte mit den Zahlen des Vorjahres, so kann man zwar einen minimalen Rückgang der Emissionen um 5 bis 7 Gramm erkennen. Dieser allerdings dürfte vor allem auf die deutlich gestiegenen Treibstoffpreise zurückzuführen sein: Beim Neukauf achten immer mehr Autofahrer auf einen sparsameren Verbrauch. Aber das vermutlich weniger wegen ihres ökologischen Gewissens als aus Rücksicht auf ihr Portemonnaie. Denn die Tendenz begann schon lange, bevor die Autohersteller anfingen, über Klimafreundlichkeit und grüne Technik zu schwadronieren. Ähnlich wie der Trend zum billigeren Diesel. Im November hatten bereits 50 Prozent der Neuwagen einen Dieselmotor, 2006 waren es noch 47 Prozent.
Dem Klimaschutz dient das jedoch nicht: Dieselfahrzeuge schädigen ausweislich der amtlichen Statistik mit durchschnittlich 166 Gramm das Klima sogar noch etwas stärker als die Benziner mit 164 Gramm.
Würde der Schadstoffausstoß weiterhin in solch bescheidenem Tempo sinken wie in den letzten zwölf Monaten, dann käme man erst im Jahr 2011 bei 140 Gramm pro Kilometer an. Diesen Wert zu erreichen, hatte die Automobilindustrie ursprünglich mal für das Jahr 2008 versprochen. Und das Ziel der EU, auf durchschnittlich 130 Gramm herunterzukommen, ist beim derzeitigen Fortschrittstempo erst Mitte des nächsten Jahrzehnts absehbar. Wirklich klimafreundliche Fahrzeuge sind auch unter den Neufahrzeugen in Deutschland noch ausgesprochen selten.
Gerade 0,3 Prozent aller Neuzulassungen vom November stoßen pro Kilometer 90 Gramm Kohlendioxid oder weniger aus. Und selbst in die Klasse bis maximal 120 Gramm schafften es zuletzt gerade 5,5 Prozent der Fahrzeuge. Zudem wurde enttäuscht, wer noch auf den Fortschritt der klimaschonenden Erdgasfahrzeuge gehofft hatte: Die Zahl der Neuzulassungen in diesem Segment lag bei kaum 0,6 Prozent aller Fahrzeuge.
BERNWARD JANZING