Männerüberschuss im Rathaus

KOALITION II Dem rot-grünen Senat werden mehr Männer angehören, beiden Parteien fehlen die Frauen

Macht unterm Strich vier bis höchstens fünf Frauen gegenüber sechs bis sieben Männern – plus Scholz

Olaf Scholz hat ein Problem mit den Frauen. „Das ist kein ganz einfaches Thema“, gesteht Hamburgs Erster Bürgermeister, „deshalb macht es mir Sorgen.“ Denn nach den Rücktrittsankündigungen von Justizsenatorin Jana Schiedek und Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (beide SPD) wird ausgerechnet der künftige rot-grüne Senat nicht paritätisch mit Männern und Frauen besetzt sein. Sowohl die SPD als auch die Grünen werden mit einem Männerüberschuss arbeiten. Man müsse „das Gesamtpaket“ sehen, heißt es auf beiden Seiten – also unter Einschluss von StaatsrätInnen sowie Führungspositionen in Fraktion und Partei.

Unter Scholz werden künftig acht Ressorts von der SPD und drei von den Grünen geleitet. Dabei gelten vier sozialdemokratische Senatoren für eine zweite Amtszeit als gesetzt: Michael Neumann (Inneres und Olympia – also Sport), Peter Tschentscher (Finanzen), Ties Rabe (Bildung) und Detlef Scheele (Soziales). Demgegenüber stehen nur drei Frauen: die parteilose Kultursenatorin Barbara Kisseler, Cornelia Prüfer-Storcks (Gesundheit) und Dorothee Stapelfeldt, die vom Wissenschaftsressort in die Behörde für Stadtentwicklung wechseln soll. Bleibt die Wirtschaftsbehörde des parteilosen und amtsmüden Frank Horch. Den 67-Jährigen durch eine Sozialdemokratin oder eine parteilose Unternehmerin zu ersetzen, könnte das Problem mit der Frauenquote zwar lindern, aber nicht heilen.

Denn auch die Grünen haben mit der künftigen Zweiten Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank nur eine Frau zu bieten. Die beiden weiteren Posten übernehmen Jens Kerstan (Umwelt und Energie) und Till Steffen, der nach vierjähriger Unterbrechung erneut Justizsenator werden soll. Macht unterm Strich vier bis höchstens fünf Frauen gegenüber sechs bis sieben Männern – plus Olaf Scholz.

Die Grünen wollen dieses Ungleichgewicht in ihren Ressorts mit zwei Staatsrätinnen und einem Staatsrat ausgleichen. Neben der Abgeordneten Eva Gümbel für die Wissenschaft wird noch eine Verwaltungsjuristin für die Justizbehörde gesucht. Im Parlament sollen der künftige Fraktionschef Anjes Tjarks, eine Stellvertreterin, eine Parlamentarische Geschäftsführerin und die Bürgerschaftsvizepräsidentin Antje Möller die Führungspositionen übernehmen. Zudem suchen die Grünen eine Nachfolgerin für Fegebank, weil diese als Senatorin als Parteivorsitzende ausscheiden wird.

Während die Grünen so „im Gesamtpaket“ sogar mit einem Frauenüberschuss in Führungspositionen glänzen könnten, ist dies bei der SPD nicht in Sicht. Scholz bleibt zugleich Parteivorsitzender, Fraktionschef Andreas Dressel und Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit behalten ihre Ämter: von Gleichberechtigung keine Spur.  SVEN-MICHAEL VEIT