Allerletzte Superlative

SILVESTERPARTIES Geschmacksverbrechen, Jahresbestenlisten, Pompüüüses und Sample-Zauberei. Für Kurzentschlossene findet sich immer noch eine passende Möglichkeit zum ausgelassenen Jahresausklang. Und auch für einen sicheren Hafen ist gesorgt

Falls der Trubel zu bunt wird, bietet die Hasenschaukel einen „sicheren Hafen“

In Sachen Silvesterparties überbieten sich deren Veranstalter gern mit jeweils noch längeren Aneinanderkettungen von superlativen Adjektiven. „Die wahrscheinlich verrückteste, lustigste, und charmanteste Poptrash-Bad-Taste-Party unter der Discokugel“ etwa findet ab 23 Uhr im Grünen Jäger statt und bietet jede Menge schwer Erträgliches zum Niederreißen aller Geschmacksgrenzen und folglich Distinktionsgewinnverbuchungsmöglichkeiten und sich daraus ergebender Empfindlichkeiten: musikalische Verbrechen von Eurodance über Haarsprayrock bis Ghettoblasterrap werfen die DJs von „Entdeck the Dreck“ zum „Happy New Bier!“ auf die Plattenteller und lassen die ausgelassen Feiernden irgendwann auch den letzten Miesepeter auf die Tanzfläche ziehen.23 Uhr, Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 23, 6 Euro

Gute Tradition ist es im Molotow, die Partygestaltung in der Silvesternacht den „Motorbooty!“-DJs zu überlassen. Auch hier gibt es jahresendzeitliche Superlative: Wirklich „nur die besten Songs und die besten Bands des vergangenen Jahres“ verspricht „Dein Bester Silvester“ auch diesmal: der „ganze Mist“ ist das Jahr über aussortiert worden, auf der Tanzfläche gibt es stattdessen We Were Promised Jetpacks, Black Lips oder The Wombats. Und wer unglücklich mit dem diesjährigen Geschmack der anderen ist, versucht sein Glück in der Bar ein Stockwerk höher. Dort feiert Cordula „Silvester – The Resurrection“ mit immerhin einem Superlativ: der „bestmöglichen Laune“.23 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5, 8 Euro, oben freier Eintritt

Im Fundbureau findet sich derweil nicht nur die queere Szene zum „pompüüüsen“ Jahresausklang im Fundbureau ein, wo die „320“-Party-Crew mit „Glitzer-Glamour-Gold-Pompüüüs-Deko“ und Musik von Martha Hari & Johannes D. Täufer, el krejco und T:Floyd aus ganz gewöhnlichen Menschen Königinnen macht.24 Uhr, Fundbureau, Stresemannstraße 114, 12 Euro inkl. Freigetränk

Garantiert „Silvesterfetz“ bekommt man im Uebel und Gefährlich ab Mitternacht. Im großen Saal versammeln sich die Freunde mehr oder weniger schmissiger Elektronik und tanzen zum Live-Set der Sample-Zauberer Session Victim und Platten von Smallvilles Julius Steinhoff und DJ DSL. Im Turmzimmer gibt es derweil mehr oder weniger schmissige Gitarren bei „Atmo Alda!“ mit den DJs vom Revolver Club und vom Kiss Kiss Club.24 Uhr, Uebel und Gefährlich, Feldstraße 66

Einen „sicheren Hafen“ für all jene, denen der Trubel allzu schnell zu bunt wird, bietet schließlich die Hasenschaukel. Hier gibt es garantiert keine Böller, keine Polonaisen und nicht mal Konfetti. Dafür versprechen „Der Feine Herr Bergwerker“ und ein Gast „gute Musik, nette Leute“ und zumindest einen kleinen Superlativ: „beste Stimmung“.

Hasenschaukel, Silbersackstraße 17