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Archiv-Artikel

Das Handball-Hoch im Norden

Die Nordclubs dominieren die Handball-Bundesliga nach Belieben. Keine gewagte Prognose: Den Meister macht das Trio aus Flensburg, Kiel und Hamburg unter sich aus, Nordhorn hat sich aus dem Favoritenkreis verabschiedet

Falls sich am heutigen Silvester-Tag nicht noch schnell zwei, drei Wunder ereignen, war 2007 für Nikki Pezaro nicht unbedingt das beste Jahr. Der Kanadier Pezaro versucht sich als Medium – mit überschaubarem Erfolg. Die von ihm prognostizierte Ufo-Landung am Potomac River in Washington hat sich allem Anschein noch einmal leicht verschoben, der Moskauer Kreml ist bislang auch noch nicht in Flammen aufgegangen, und ein Riesenaffe in der Dimension eines „King Kong“ wurde im Dschungel von Costa Rica bis zum heutigen Tag auch noch nicht entdeckt. Prophetenpech nennt man das wohl.

Aber wie das so ist, wenn das betagte Jahr seine letzten Stunden zeitigt und das neue Jahr sich Bahn bricht, treibt es so manche seltsame Figuren um, ungefragt Voraussagen zu treffen. Wohl denn! Hier nun also die ultimative Voraussage für die Titelentscheidung in der Handball-Bundesliga: „Der Meister des Jahres 2008 kommt aus Norddeutschland, genauer noch aus Flensburg, Kiel oder Hamburg.“ Ganz schön kühn, nicht wahr? Ja, der Autor dieser Zeilen traut sich noch etwas.

Nun gut, für diese Vorhersage braucht es weniger spirituellen Weitblick, als es zunächst den Anschein haben mag. Spätestens seit Sonnabend sind die Voraussetzungen für das Eintreffen dieser Prognose derart günstig, dass sie ohne große Gefahr abgegeben werden kann. Alle drei Spitzenmannschaften der Bundesliga haben sich ihrer letzten Aufgabe vor der WM-Pause souverän entledigt. Der Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt siegte spielerisch leicht mit 40 : 27 beim Wilhelmshavener HV, der THW Kiel hatte beim 33 : 21-Erfolg über den TV Großwallstadt keine Mühe, und der Tabellendritte HSV Hamburg setzte sich mühelos mit 38 : 25 gegen MT Melsungen durch. Flensburg geht folglich mit 33 : 5 Punkten als Erster in die Pause vor dem THW und dem HSV, die jeweils 32 : 6 Zähler haben.

Dass die Prognose des Dreikampfs um die Meisterschaft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch zutreffen wird, liegt im Scheitern der HSG Nordhorn begründet. Der Tabellenvierte verlor am 19. Spieltag überraschend mit 30 : 31 beim Abstiegskandidaten TuS Nettelstedt-Lübbecke. Nordhorn liegt nun bereits vier Punkte hinter Kiel und Hamburg und sogar fünf hinter Flensburg-Handewitt.

Das Selbstbewusstsein ist bei den großen drei Teams ohnehin intakt. „Schade, dass jetzt Winterpause ist. Die Mannschaft ist gut drauf, das war ein souveräner Sieg“, sagte Fynn Holpert, Manager der SG Flensburg-Handewitt, nach dem Erfolg in Wilhelmshaven. HSV-Präsident Andreas Rudolph hält unbeirrt am großen Ziel fest, erstmals die Meisterschaft zu gewinnen. Und auch in Kiel richten sie sich auf eine Feier am 17. Mai, dem Termin des letzten Bundesligaspieltages, ein. „Es war ein tolles Jahr mit dem Gewinn des Triples“, sagte THW-Trainer Noka Serdarušić. „Ich wäre auch schon zufrieden, wenn wir 2008 den einen oder anderen Titel weniger holen würden, aber Meister oder Champions-League-Sieger wollen wir schon werden“, sagte Serdarušić süffisant. Es spricht einiges dafür, dass er mehr Erfolg haben wird, als es Nikki Pezaro mit seinen Voraussagen für 2007. Christian Görtzen