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: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Da ist es also, das neue Jahr. Und schon geht das Theater wieder los. In den Sophiensælen gibt es zum Eingewöhnen ein Neujahrskonzert der Klassik-Guerilla des Christian von Borries und seiner Reihe „Musikmissbrauch“. Dieses Jahr steht das Konzert unter dem Motto „Indoktrination im Selbstversuch“ und hat sich Beethovens viel missbrauchte Hymne „An die Freude“ vorgenommen. Das Publikum wird in gewissem Umfang einbezogen, weshalb das Tragen schwarzer Kleidung und schwarzer Schuhe als Voraussetzung zur Teilnahme von den Sophiensælen potenziellen Zuschauern dringend ans Herz gelegt wird.

Im Übrigen finden vom 3. bis 16. Januar in den Sophiensælen die Tanztage 2008 statt – seit zwölf Jahren eine der wichtigsten internationalen Plattformen für Nachwuchs-Choreografen und Choreografinnen.

In den Kammerspielen des Deutschen Theaters hat am Samstag ein Stück mit dem messianischen Titel „Kommt ein Mann zur Welt“ Premiere, das der 1971 geborene Martin Heckmanns geschrieben hat. Und weil Weihnachten nun vorbei ist, heißt der Mann nicht Jesus, sondern Bruno, dessen nicht wirklich aufregendes Leben im Zeitraffer erzählt wird. Gegen die Durchschnittlichkeit der eigenen Existenz hilft es wenig, dass Bruno versucht, etwas Großes daraus zu machen. Es inszeniert Hanna Rudolph, die zu den jungen Regiehoffnungen der Republik gehört und am DT schon Moritz von Uslars „Waldstein“ inszenierte.

In der Schaubühne geht das Projekt „Deutschlandsaga“ in die nächste Runde. Ab Donnerstag sind in der Uraufführungswerkstatt des Hauses nun die 60er-Jahre samt Farbfernsehen, Gastarbeitern, Willy Brandt und anderen Zeitgenossen dran.

Im Maxim Gorki Theater ist morgen Abend noch mal Jan Bosses gefeierte Bühnenversion von Goethes Werther zu sehen.

„Musikmissbrauch“: 1. 1., Sophiensæle; Tanztage: 3. bis 16.1., Sophiensæle; „Kommt ein Mann zur Welt“: ab Sa., DT Kammerspiele „Deutschlandsaga“: ab Do., Schaubühne; „Goethes Werther“: Di., Maxim Gorki Theater