: Möglicher Wahlausgang: Keine Macht für niemand
PROGNOSEN Der britischen Politik droht Zersplitterung. Von rechts knabbert Ukip an den Tories, von links die SNP an Labour
■ Die Wahl: Am 7. Mai wählen die rund 64,5 Millionen Einwohner des „Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland“ das Unterhaus (House of Commons) des britischen Parlaments neu. Zur Wahl stehen 650 Abgeordnete. Gewählt werden keine Parteilisten, sondern ausschließlich Wahlkreisabgeordnete. Wer in einem Wahlkreis die meisten Stimmen erhält, zieht ins Unterhaus ein. Traditionell erhält der Führer der größten Fraktion von der Queen den Auftrag zur Regierungsbildung.
■ Die letzte Wahl: 2010 erhielt zum ersten Mal seit Jahrzehnten keine Partei die absolute Mehrheit der Sitze. Die Konservativen lagen mit 36,1 Prozent (306 Sitze) an der Spitze, gefolgt von Labour mit 29 Prozent (258 Sitze) und den Liberaldemokraten mit 23 Prozent (57 Sitze). Es regiert seitdem eine konservativ-liberale Koalition unter Premierminister David Cameron.
■ Prognose: Dieses Jahr prognostizieren alle Umfragen erneut einen uneindeutigen Wahlausgang. Sowohl die Konservativen als auch Labour pendeln konstant zwischen 31 und 35 Prozent. An dritter Stelle liegt die rechtspopulistische Ukip (United Kingdom Independence Party) mit 12 bis 15, gefolgt von den Liberaldemokraten mit 8 bis 10 Prozent.
■ Veränderungen: Demografische Entwicklungen der letzten Jahre begünstigen Labour – Labours Hochburgen haben eher Einwohner verloren, während konservative Hochburgen Einwohner dazugewonnen haben, aber die Wahlkreise sind dieselben geblieben.
Labour droht aber der Verlust ihrer Hochburg Schottland an die SNP (Scottish National Party). Die SNP, im Höhenflug seit dem verlorenen Unabhängigkeitsreferendum von 2014, steht in Umfragen heute bei 46 bis 55 der 59 schottischen Wahlkreise – derzeit hält sie 6.
■ Die Koalitionsfrage: Dass Labour wohl die linkspopulistische SNP braucht und die Konservativen auf die in Teilen Englands starke rechtspopulistische Ukip angewiesen sein könnten, führt dazu, dass beide großen Parteien sich vor allem an die Anhänger dieser beiden Kleinparteien richten und so den Wahlkampf polarisieren. Die Liberalen wiederum verlieren viele frühere Protestwähler an die fundamentalistisch auftretenden Grünen.
■ Politische Ausrichtung der großen Parteien: Die Konservativen wollen bei den Staatsausgaben weiter radikal sparen, Labour nicht. Die Konservativen versprechen für 2017 eine Volksabstimmung zum Verbleib in der EU, was Labour ablehnt. DOMINIC JOHNSON