Die Dame vermasselt das Gruppenbild

■ Maggie: Keine Sanktionen des Commonwealth gegen Südafrika

Aus London Rolf Paasch

Unaufhaltsam eilt sie von Sieg zu Sieg. Bei den Parlamentswahlen im Juni verwies sie die Labour Party zum dritten Mal in die engen Oppositionsbänke. Als der Spiegel sie im September über die Zukunft „ihres“ Vereinigten Königreichs befragte, kanzelte sie die drei erwachsenen Redakteure wie dahergelaufene Schuljungen ab. Und nach dem für sie triumphalen, nürnberggleichen Parteitag Anfang Oktober lehrte die britische Premierministerin Margaret Thatcher jetzt die Commonwealth–Führer Mores: Sanktionen gegen Südafrika, so schrieb sie den in Vancouver versammelten Oberhäuptern des Staatenbundes ins Kommunique, kämen nicht in Frage. Da die post–koloniale Völkerfamilie ihre Entscheidungen durch Konsens trifft, blieb den Gandhis, Mugabes und Mulroneys nichts anderes übrig, als klein beizugeben. Denn die Existenz des Staatenbundes mit seinen 1,1 Mrd. Mitgliedern aufs Spiel zu setzen - und damit auch die Entwicklungshilfegelder - das will zwischen Antigua und Zimbabwe dann doch niemand. Hatte sich die störrische Lady vor zwei Jahren in Nassau mit ihrem Widerstand gegenüber jeglichen „Sanktionen“ und ihrem Plädoyer für „Maßnahmen“ noch in der Defensive befunden, so war die britische Delegation in Vancouver diesmal mit gezielten Falschinformationen über die Wirkungslosigkeit bisher verhängter Sanktionen in die Offensive gegangen. Großbritanniens „humanitäre Hilfe für die Opfer der Apartheid“ sei der einzige Weg, eine friedliche Lösung in Südafrika herbeizuführen. Stolz wies Thatcher auf die beispielhaften Unterstützungszahlungen Großbritanniens an die sechs Frontline–Staaten, immerhin rund 800 Mio. Pfund (2,4 Mrd. DM) über die letzten sieben Jahre hin. Doch solange die weiße Lady weiterhin so unangefochten das Commonwealth– Zepter schwenkt wie in Vancouver, wird die Bevölkerung Südafrikas vergeblich auf die Hilfe ihrer im Commonwealth organisierten schwarzen Brüder hoffen.