Studentenprotest in Österreich

■ Unbefristeter Streik an allen österreichischen Unis gegen Kürzungen im Sozialbereich / Demonstration in Wien / Regierung „verständnisvoll“, aber ohne Kompromißangebot

Aus Wien Frauke Hass

Die StudentInnen aller österreichischen Universitäten sind am Mittwoch in einen unbefristeten Streik getreten. „Gegen Arbeitslosigkeit, Sozialabbau und Bildungsstopp“ lautet die Parole, unter der StudentInnen der Wiener Universität schon seit Montag abend ihre Alma Mater bestreiken. Bei einer Demonstration am gestrigen Mittwoch mit 10.000 TeilnehmerInnen gaben sie ihrem Protest Ausdruck, 800 blockierten zeitweise die Ringstraßen und verursachten ein Verkehrschaos. Der studentische Widerstand richtet sich gegen ein Sparpaket, das die Große Koalition aus SPÖ und ÖVP zum Beginn der Semesterferien aus dem Ärmel geholt hatte. Die immensen Einsparungen im Sozial– und Bildungsetat, die Rede ist von ca. 700 Mio. Schil ling, betreffen nicht nur den Universitätsbetrieb, so ein Sprecher des Aktionskomitees der StudentInnen, sondern alle schwachen Bevölkerungsgruppen: Acht Prozent weniger Geld stünde in Zukunft für Lehraufträge und Lehrmittel zur Verfügung, verkündete gestern ein Vertreter der Hochschüler. Die eingesparten Gelder sollen durch Drittmittel ersetzt werden. Wirtschaft und Industrie werden also bald die Möglichkeit haben, kräftig Einfluß zu nehmen auf Inhalt und Politik der einzelnen Institute. Hat ein Student einmal das 25. Lebensjahr erreicht, kann er studieren in Österreich nur Männer??? die s.in mit keiner Unterstützung des Staates mehr rechnen: Gestrichen werden dann sämtliche Gebührenbefreiungen von Telefon, Fernsehen, Rundfunk usw. Wer bis 25 noch kostenlos U–Bahn fahren durfte, muß nun den vollen Preis zahlen. Erschwerend kommt hinzu, daß die Kinderbeihilfe die für viele Studenten die Existenzgrundlage darstellt, ersatzlos gestrichen wird, außerdem entfallen sämtliche Sozialprojekte. Auf den Streik der am Montag von Publizistik–Studenten mit einer Besetzung des Audi–Max begonnen wurde und dem sich in der gleichen Nacht noch weitere Institute anschlossen, erfolgten bis jetzt kaum Reaktionen seitens des Ministeriums. Obwohl der Streik am Dienstag zum Generalstreik anwuchs - die Uni Salzburg streikt mit und seit Mittwoch auch die Universitäten Graz, Klagenfurt und Insbruck - reagierte der umstrittene Unterrichtsminister Cuppy bisher nebulös: Er habe Verständnis für das Anliegen der Studentenschaft, aber konkrete Stellungnahmen und Handlungen bleiben aus.