Q U E R S P A L T E Mit „Mars“ zum Mars

■ Sowjetische Raketen als Werbeflächen

Die letzte Lücke ist geschlossen. Ausländische Firmen können künftig auf sowjetischen Weltraumraketen und Raumfähren Werbeflächen mieten. Wie Litfaßsäulen werden die Raketen künfig ins All geschossen.

Der neue Werbefeldzug der Russen ist genial - und konsequent. Damit verläßt das industrie-kapitalistische Marketing endlich die einengende Erdumlaufbahn. Die Marsweiblein werden zugleich präventiv auf die Segnungen der Zivilisation vorbereitet. Die Anbieter sollen sich schon bei der sowjetischen Weltraumbehörde drängeln. Da ist der planetare Schokoriegel-Hersteller, die Glasnost-Glaser -Innung, die Wodka-Firma. Fromms läßt die nächste Soljut durch ein riesiges Kondom starten, dann zieht die Rakete das größte Wäschestück der Welt umweltkugelgereinigt ans azurne Firmament. Und vor dem Countdown saufen die Astronauten Müller-Milch, hüpfen mit gutem Gewissen in ihre kuschelweichen Raumfahrt-Anzüge, um dann mit herb-männlichem Duft meilenweit zu fliegen - ausgerüstet mit dem besonderen Geschmack von Freiheit und Abenteuer. An Bord gibt's die bekömmliche Zwischenmahlzeit, und morgens rasieren sich Gagarins Nachfolger via Satellit live mit der Doppelklinge, bevor sie purlecithin flüssig- und Rotbäckchen-gestärkt ans Tagwerk gehen.

Wieder einmal sind die Russen in der Raumfahrt vorn, hinken die Amis hoffnungslos hinterher. Statt avangardistischen Marketing-Ideen präsentierte die NASA letzte Woche eine sauertöpfische Counter-Studie, wonach jeder 70.Weltraumflug mit dem Tod der Besatzung endet. Wer will mit solchen Prognosen Sponsoren anlocken? Challenger-geschädigt werden es die USA ohnehin schwer haben, einen Werbeträger zu finden. Im Gespräch sind bisher lediglich zwei deutsche Firmen: das Berliner Bestattungsinstitut Grieneisen und „hoffentlich Allianz-versichert ...“ Und für das SDI -Vorbereitungsprogramm hat Frau Süssmuth geordert: „Der Gesundheitsminister: Krieg gefährdet ihre Gesundheit.“

Manfred Kriener