: Hör-Funken: "Guten Abend, wir bringen die Löwen" / "Strafraum" / "Richthofen"
(„Guten Abend, wir bringen die Löwen“, Berliner Rundfunk (DDR), 2000-2045) Keineswegs um Memoiren von Angestellten eines Gladiatorenzirkus, sondern nur um die Anekdote aus dem Leben des biblischen Daniel handelt es sich in diesem Hörspiel, und zwar ist dieser Daniel als Kaufhallenleiter in der DDR wiedergeboren, wo ihm statt der georderten Kisten Löwenbräu fünf Kisten mit jungen Löwen geliefert werden. Der von den Überraschungen der Güterversorgung in eine Löwengrube gestürzte Kaufhallenleiter hat in seiner Frau jedoch die Retterin aus dem Dilemma, die es schafft, in dem Städtchen eine Mode daraus zu machen, junge Löwen zu halten. Wenn die Güterversorgung Streiche spielt, tritt die Phantasie ins Spiel. Die Löwen sind los, aber sie gehen an der Leine: Was jedoch , wenn die jungen Löwen durch die Schule des Lebens gegangen sind und sich auf die weniger possierlichen Tugenden erwachsener Löwen besinnen?
(„Strafraum“, Hörspiel, WDR 1, 2000-2030) Von edlen Werten zweier Hooligans aus England wird hier berichtet, die bei einem Fußballspiel in Belgien ins sportübliche Handgemenge mit gegnerischen Fans geraten, wobei einer von ihnen in den Fußballrasen beißt. George, der Jamie nur aus mitleidiger Freundschaft mitnahm, weil der überall Außenseiter blieb, wird nach einiger Flucht von der Polizei gestellt und verleugnet Jamie, der wiederum verzweifelt auf seiner Mittäterschaft besteht, weil er auch einmal etwas ganz Großes angestellt haben will und Freundschaftsgefühle für sein Vorbild hegt. Ein Melodram um Ritterlichkeit von heute.
(„Richthofen“, Hörspiel, Hessen 2, 2030-2100) Unter fliegenden Kommisköppen der Bundeswehr ist Baron von Richthofen, Killer der Lüfte, leuchtendes Vorbild und geschätzter Namenspatron. Im Juni 1979 war Ernst Jacobis Sprecherrolle, die die krampfhaft flotte Sprechweise des Barons zur Groteske steigerte, Anlaß, Gert Hofmanns Hörspiel als Hörspiel des Monats zu preisen. „Ernst Jacobi gibt der Gestalt des Rittmeisters gerade so viel Lächerlichkeit, daß sie abstoßend wirkt, und so viel Glaubhaftigkeit, daß der Zuhörer gefesselt bleibt“, hieß es damals. Walter Adlers Inszenierung scheute sich nicht, Flugzeug- und Maschinengewehrgeräusche wie im Kinderspiel von menschlichen Stimmen nachahmen zu lassen, der bösartigen Infantitlität der Luftkrieger Ausdruck gebend, hatte sich aber doch gescheut, sie mit den erfahrenen Stimmen der Manfred-von -Richthofen-Geschwader-Piloten zu besetzen. Dieser Verstoß gegen den Realismus tut der Groteske jedoch keinen Abbruch.
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