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Offener Brief-betr.: "Keine Oase der Völkerverständigung", taz vom 21.1.89 und Leserbrief "AAP",taz vom 24.1.89

betr.: „Keine Oase der Völkerverständigung“, taz vom 21.1.89, und Leserbrief „AAP“, taz vom 24.1.89

In Eurem Leserbrief zu unserem Artikel folgert Ihr ganz richtig, daß das Titelblatt Eurer 'Afrikanischen Arbeitspapiere‘ (AAP) mit dem Affen als Identifikationsmerkmal Rassismus in der Ethnologie illustrieren sollte und daher als Bildmaterial zum Artikel eingesetzt wurde.

Was versteht Ihr im übrigen unter „vielen afrikanischen KollegInnen“? Bei den 107 Beiträgen (Heft 1-15, inkl. zwei Sonderhefte) in 'AAP‘, lassen sich die afrikanischen AutorInnen an zwei HÄnden abzählen.

Ausgerechnet einen Affen als Symbol für eine Zeitung zu wählen, die sich mit afrikanischen Sprachen und Themen beschäftigt, wird von afrikanischen Studierenden, beispielsweise in Frankfurt, als Geschmacklosigkeit und Verunglimpfung sondergleichen beurteilt.

Solange auch heute noch schwarze Menschen als „Untermenschen“ und „unzivilisierte Wilde“ in die Nähe von Affen gerückt und nicht selten auch als solche beschimpft werden, könnt Ihr nicht so tun, als bewegt Ihr Euch in einem luftleeren Raum, und solange müßt Ihr Euch die Frage gefallen lassen, warum Euch gerade ein Affe in diesem Zusammenhang passend erschien. Selbst wenn es nur einen einzigen schwarzen Menschen gäbe, der sich darüber empört und sich diskriminiert fühlt, ist es für Euch als rein weiße, deutsche Redaktionsgruppe Grund genug, Euch mit dem Vorwurf von Rassismus auseinanderzusetzen. (...)

Eine Sensibilität gerade für die Problematik Rassismus sollte für AfrikanistInnen eigentlich selbstverständlich sein, ist es aber in der Realität leider nicht. (...) Niemand käme beispielsweise auf die Idee, eine Zeitung wie 'Stadtanzeiger‘ mit 'SA‘ abzukürzen.

Es ist Eure Aufgabe, Euch mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen, und liegt nicht in der Verantwortung der Betroffenen. Und kein noch so progressives und beispielhaftes Konzept kann Euch von dieser Verantwortung „befreien“, denn Unsensibilität und Ignoranz sind auch eine Facette von Rassismus; es nimmt die Betroffenen nicht war, degradiert sie zu Objekten.

Mirjam Jakob, ID, Projekt Alltag, Frankfurt/M.90

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