piwik no script img

Stasi schnitt alles mit

■ Bürgerkomitee Berlin und Staatsanwalt öffneten gestern „Medienraum“ in der Normannenstraße / Eigenes Video-Archiv der Stasi wurde nicht gefunden

Erwartungsvoll lud das Bürgerkomitee Berlin, daß zusammen mit der Staatsanwaltschaft und der Volkspolizei das Haus der Staatssicherheit in der Normannenstraße kontrolliert, gestern früh die Presse ein: Der „Medienraum“, seit Wochen versiegelt, sollte geöffnet werden. Die Besichtigung des kleinen Raumes, in dem fünf Fernseh-Bildschirme nebeneinander stehen und mehrer Apparate zum Mitschnitt auch von Radio-Sendungen, enttäuschte aber auch das Bürgerkomitee. Bis zum 15.1. hatten hier Abhorcher gearbeitet, sogar eine Sendung über „die Arbeit des Bürgerkomites bei der Auflösung des Amtes für Nationale Sicherheit in Dresden“ war noch mitgeschnitten worden. Gleichzeitig wurde in Tagesprotokollen aufgelistet, an welche Stellen im Hause die Kopien zur Auswertung weitergeleitet werden sollten. Etwa: „Die Sendung ist gut geeignet, um Personen zu identifizieren.“ Wo die Video -Bänder gelagert sind, auf denen Personen beobachtet hat, weiß auch das Bürgerkomitee bis heute nicht. Alle Aufzeichungen, die „Quellen“ gefährden könnten, so erläuterte ein Stasi-Mann, sind auch für das Bürgerkomitee „tabu“, weil eine Veröffentlichung „zu Chaos un Unsicherheit führen könnte“.K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen