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Berlin: Palast der Republik besetzt

Unzählige Künstler folgten dem Aufruf der „Initiative 4. November“ / Direktor Beetz: „Auch ich bin das Volk  ■  Aus Berlin Olaf Kampmann

Die angekündigte Kundgebung fiel dem naßkalten Wetter zum Opfer, doch im Palast der Republik herrschte bereits am Sonntag um zwölf Uhr rege Betriebsamkeit, vor dem Haus wehten bunte Fantasie-Flaggen.

Im Foyer des Hauses verkündete ein Transparent in großen Lettern: „Der Palast ist besetzt!“ Kulturgruppen hatten dazu aufgerufen, in dem Renommier-Bau durch phantasievolle Anwesenheit dafür zu demonstrieren, daß ein Kulturzentrum im Zentrum Berlins entsteht. Losungen wie „Macht eure Kunst bei uns“, „Die Kunst von Bürgern für Bürger - im Haus für öffentliche Kunstproduktion“ oder „Der Palast ist kein Ballast, den man verkaufen kann“, verkündeten das Anliegen der Besetzer.

Kurz vor zwölf begann Allround-Künstler Peter Waschinsky mit der „offiziellen“ Erstürmung des Palastes. Dann begann das Programm. So fast alles, was in der DDR-Kunstszene Rang und Namen hat , war vertreten. So zum Beispiel Liedermacher Reinhold Andert, die freie Theatergruppe „Lumpensack“, Jazzpercussionist Hermann Nehring, Erwin Geschonneck... .

Initiativgruppen wie die des Kinderzentrums Dunckerstraße informierten über ihre Probleme mit der örtlichen Bürokratie; eine Leierkastenfrau ließ auch die Kinder an die Kurbel ran und das Büro DEMO-PHON bot „Orginal-Tonaufnahmen von Demonstrationen“ an. Um siebzehn Uhr fand dann eine Talk -Show statt, auf der Parteien zu einer künftigen Kulturpolitik Stellung nahmen.

Palast-Direktor Dr. Beetz zur taz: „Eigentlich habe ich ja heute dienstfrei. Daß ich trotzdem anwesend bin, hat damit zu tun, daß ich mich sozusagen auch als Besetzer fühle. Auch in bin das Volk!“

Die Fete dauerte bei Redaktionsschluß noch an.

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