Krieg um Einschaltquoten

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(Gestern in Sat 1, „Krieg der Sterne“, 1. Teil) Als der erste Teil der Star-Wars-Trilogie 1977 auch in der Bundesrepublik auf der Leinwand zu sehen war, jaulte fast die gesamte Gilde der deutschen Filmkritiker schmerzgepeinigt auf. Anstatt den Film so zu nehmen, wie er gedacht war, nämlich als pure Unterhaltung, wetzten sie ihre Tranchiermesser und analysierten ihn gnadenlos.

Ich halte das für ausgemachten Blödsinn. Die Star-Wars -Filme sind Märchen, („vor langer Zeit in einer Galaxis weit, weit entfernt...“) mit einer richtigen Prinzessin, einem Prinzen, einem echten Haudegen und treuem Freund, einem alten Zauberer, einem bösen, bösen König, ein paar Drachen und jeder Menge anderer Fabelwesen. Filme für Kinder also und für Erwachsene, die noch nicht verlernt haben zu sehen und zu staunen wie Kinder.

George Lucas, der von sich behauptet, daß wenn er nicht Regisseur, dann „wahrscheinlich Maler oder Spielzeugmacher“ geworden wäre, ging die ganze Sache selbst wie ein Kind an: „Ich wollte den Film machen, den ich schon immer gern sehen wollte und den einfach noch niemand gedreht hatte“.

Der Film sollte in erster Linie ein visuelles Erlebnis werden. Stanley Kubrick hatte mit 2001 neue Maßstäbe des Effektfilm gesetzt und auch Lucas sah sich gezwungen, die simple Geschichte seines Weltraummärchens mit einem Maximum an Special-Effekts aufzublasen. So war es denn auch die Form, die Star Wars berühmt machte und nicht der Inhalt. John Dykstra und ein Team junger Trickleute entwickelten eine computergesteuerte Motion-Control-Kameraeinheit, die in der Lage war, Flugbewegungen von Raumschiffmodellen zu simulieren und ihre Bewegungen und Schwenks exakt zu wiederholen. Das war die Geburtsstunde eines der inzwischen berühmtesten amerikanischen Trickstudios, der Industrial Light & Magic Corporation, der Lucasfilm-Gesellschaft.

Die revolutionäre Tricktechnik und das populäre Erzählmuster machten Star Wars denn auch zu einem der größten Kassenerfolge der Filmgeschichte. Sat 1, der Privatsender, der sich schon die Erstausstrahlungsrechte von Ghostbusters und Beverly Hills Cop krallte, hatte wieder einmal das dickste Portemonnaie. Über Leo Kirch, der eine 19,6-Prozent-Beteiligung an Sat 1 besitzt, verschaffte er sich auch die Sternen-Trilogie und gewannen wieder einmal eine Schlacht im Krieg um die Einschaltquoten. Da hilft es wohl auch nichts mehr, wenn man den kleinen schrumpeligen Philosophen Joda aus dem zweiten Teil des Weltraummärchens zitiert. Der Gnom ist leicht entsetzt, als der junge Luke Skywalker die Bitte äußert, von ihm ausgebildet zu werden, damit er „ein großer Krieger“ wird. „Kriege“, sagt Joda und schüttelt den Kopf, „Kriege haben noch niemanden groß gemacht“.

Karl Wegmann