Die Freiheit über den Leisten geschlagen

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Auch der Bund Freier Demokraten hat kürzlich die Freiheit erhalten, zu sein, was er ist. Zum Dank definierte er sie prompt: „Freiheit ist Leistung“ tönt es von haupt- und nebenamtlichen Litfaßsäulen. Und gerührt stehen wir vor diesem letzten Schluß liberalen Geistesschaffens. Da aber dieser oder jener noch nicht in die Weisheit des Edikts eingedrungen ist, möchte ich hiermit letzte Zweifel ausräumen. Denn die Freiheit ist ein teures Gut. Zwar sind es sonst bloß verklemmte Linke, die dieses Wort hinterfragen, anstatt sich seinem schönen Rausch einfach hinzugeben (wozu ja sogar IdiotInnen in der Lage sein dürften) aber im Interesse der guten, der liberalen Sache werde ich dieses geistlose Spiel mitspielen.

„Freiheit ist Leistung“. Wer heute die Freiheit hat, leisten zu können, wird die Liberalen verstehen. Und die Vorstellung von der Freiheit an sich ist ja an sich schon eine Leistung. Ich erlaube mir jedoch, darauf aufmerksam zu machen, daß der Spruch umgekehrt vielleicht noch stimmiger ist, also: „Leistung ist Freiheit“. Na ist es denn keine Leistung, die anderen ins „Aus“ zu konkurrieren, sie im weiteren daran zu hindern, etwas zu leisten und sich selbst mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen!

Ergo ist Freiheit geglückte Unterdrückung. Ja, laßt uns kühn sein. Nicht nur Freiheit ist Leistung - Unterdrückung ist auch eine Leistung. Und was für eine! Ich meine nicht den Arm, der wehtut vom Prügeln. Peitsche und Ketten werden liberalerseits natürlich entrüstet abgelehnt in unseren aufgeklärten Tagen. Liberal wirbt man für den ehrlichen, fairen Leistungsvergleich. Als Prämie winkt bekanntlich die Freiheit, aber die Teilnahme ist nicht freiwillig.

Daß andere von vornherein die Verlierer sind, weil die das Know How nicht haben oder einfach Hunger, oder weil sie nicht so recht genordet sind, ist zwar nicht ihre Schuld, aber etwa die der Liberalen? Außerdem wollen die den Ereignissen nicht vorgreifen, vor der Aufnordung kommt die Westbindung, die will erst einmal verkraftet sein.

Wer jetzt noch nicht von dem großen Hintersinn der Losung „Freiheit ist Leistung“ geläutert ist, dem empfehle ich die negative Probe, die da ergibt: Wer nicht leistet, kann nicht frei sein. Damit ist nun wirklich eine klare Antwort gefunden auf das Problem der Dritten Welt, der Arbeitslosen, der kindgebundenen Mütter, Rentner oder Behinderter. Unsere Freiheit ist denen teuer. Sie hat halt ihren Preis.

Tobias Lobesang