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Brecht für Städtebewohner

Eine deutsch-deutsche Zusammenarbeit mit dem Dresdner Regisseur Carsten Ludwig, die einen Brecht-Abend der Ausnahmeform erbracht hat.

Unter seiner Regie haben sich die beiden Künstler sowohl von der klassischen Brecht-Deklamation als auch vom üblichen Nummern-Programm seiner Songs endgültig verabschiedet. Entstanden ist eine sehr eigenwillige Spielhandlung, in der Brecht'sche Lyrik als selbstverständliche, fast banale Aussagen und Reden einer Frau und eines Mannes erscheint. Was als neue Bühnenrealität dadurch ins Rollen kommt, ist hochdramatisch; das Drama, welches hinter der Banalität steht, wird sichtbar. Mit Brecht-Texten im Munde spielen Tine Seebohm und Andreas Debatin die vereinsamte Zweisamkeit eines etwas schrägen Paares, die Aggression zweier aufeinandergepreßter städtischer Ölsardinen, die Entfremdung zwischen zwei Liebenden bis hin zur kalten Härte der Einzelkämpfer, um im nächsten Moment überaus zärtlich und gemeinsam ein balladesk-romantisches Liedchen zu singen, dem sich wiederum ein nur bitteres Hohngelächter anschließen kann.

Nur soviel sei verraten:

Ein Theaterabend voller Überraschungen und Brüche, voller kleiner Wahrheiten, traurig wie lachhaft, liebevoll bis obzön, heiter bis hin zur absolut grotesken Komik.

Andreas Debatin spielt eine etwas in die Jahre gekommene E -Gitarre, Tine Seebohm ein nicht immer gestimmtes elektrisches Klavier der ersten generation. Zwischen den Darstellern spielt ein Kofferardio. Viel 'Vergnügen‘!

(Ostberliner zahlen für Eintritt und Getränke 1:1 in ihrer Währung.)

Bis zum 31. März -außer 26.3. - im Gripstheater Berlin (Probebühne), um 20 Uhr.

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