piwik no script img

DEN DENKENDEN!

Es ist sehr leicht, dem Volk - sprich den einfachen Menschen - den „Schwarzen Peter“ im Wahlverlauf zuzuschieben. Ihr denkenden wissenden Menschen wollt doch auch Euer frisches Brot am Morgen, die gute Wurst und einen ordentlichen Reparaturservice. Habt Ihr nicht über die Jahre vergessen, Euch einfachen Menschen zu nähern? Wer von Euch sprach die Sprache des Volkes. Wer blieb stehen bei den einfachen Problemen, wer hörte zu, wenn Menschen ihre Schwierigkeiten nannten. Waren es nicht für Euch langweilige, eintönige Gespräche ohne jegliches Niveau. Habt Ihr Euch nicht in Eurem eigenen Denken vergraben - zählten nicht nur Eure Probleme wirklich? Schaut Euch an, durch die geistige Bildung habt Ihr das Leben vernachlässigt, wolltet die nicht sehen und hören, die wenigstens für Euer leibliches Wohl sorgten - das geistige war Euch wichtiger. Drum wundert Euch nicht über den Wahlausgang vom 18.3.1990 in der DDR - und noch extremer: stellt Euch nicht schon wieder über die „ach so dummen Menschen“, die ihre Stimme nicht Euren Ideen gaben. Sie verstehen Eure Wünsche nicht, weil sie um ihr eigenes Leben ringen müssen. Sie sind es, die die „niederen“ Arbeiten für uns tun, die immer einen über sich spüren. Und ihnen ist es gleich, wer das darüber ist, wenn er ihnen einen kleinen Teil mehr vom Leben läßt. Auch wenn das manchmal nur eine Illusion ist - sie verschönt das Heute, das Jetzt. Ihr Wissenden, lernt aus Euren Fehlern. Gebt nicht anderen die Schuld. Ihr habt versagt.

Politik ist für mich eine Sache, die jeder verstehen muß, weil sie jeden betrifft. In der Wahlvorbereitung habe ich aber von „Euch“ gehört: „Der einfache Mensch kann nicht alles verstehen.“ Ihr wißt so gut wie ich, was ein Mensch nicht versteht, lehnt er ab. Gewidmet von Isa Kani

Liebe Isa! Wir verstehen Dich. Betrübt Dich das?

Nur etwas konkreter wäre es auch nachvollziehbar für jeden DENKENDEN.

d. Red.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen