Wer bietet mehr?

■ Werbezeitenversteigerungen im DDR-Fernsehen / Spots zwischen 10.000 und 40.000 Mark

Die ersten Werbezeiten im DDR-Fernsehen am Osterdienstag werden unter den meistbietenden Unternehmen versteigert. Wie der Marketingdirektor der Frankfurter Produktions- und Werbegesellschaft IPA, Wolfram Fraund, mitteilte, beteiligen sich zahlreiche westdeutsche Unternehmen an der Versteigerung des ersten fünfminütigen Werbeblocks, der am 17. April gegen 18.55 Uhr auf dem Zweiten Programm des Deutschen Fernsehfunks (DFF) die mehr als fünfzehn Jahre währende werbefreie Zeit beendet.

Die Mehrbeträge, die bei der Versteigerung der ersten sieben bis acht Fernsehspots erzielt werden, sollen nach Angaben der in Frankfurt ansässigen IPA für weitere Bauarbeiten auf der Berliner Museumsinsel gestiftet werden. Nach der jetzt veröffentlichten Preisliste kostet ein 30 -Sekunden-Spot, der weitgehend zeitgleich im ersten und zweiten Fernsehprogramm ausgestrahlt wird, in der Vorabendzeit 10.000 Mark und in der Hauptsendezeit 30.000 Mark. Für die Herbst- und Winterzeit erhöhen sich die Preise bei einer Plazierung um 19.25 Uhr vor der Aktuellen Kamera auf dann 40.000 Mark.

Die IP-Gruppe in Paris, eine internationales Werbeunternehmen des Medienkonzerns Havas, erhielt vom DDR -Fernsehen den Zuschlag für die Vermarktung der Fernsehwerbung bis Ende 1991 und übertrug diese Aufgabe der bundesdeutschen Tochter Information et Publicite Allemagne (IPA).

In den beiden Fernsehprogrammen können nach den DDR -Bestimmungen täglich jeweils 30 Werbeminuten ausgestrahlt werden. Als Generalauftragnehmer liefert die IPA den beiden Fernsehprogrammen in der DDR ein fertiges Sendeband mit den Werbespots. Gemäß den Bestimmungen dürfen die Fernsehspots nur im Block gesendet werden und Sendungen nicht unterbrechen.

Bei den Werbuchungen (das steht so, d.s-in) besteht IPA -Angaben zufolge ein „lebhaftes Interesse“. Die beiden Fernsehprogramme sind in der DDR von rund 13 Millionen ZuschauerInnen ab 14 Jahren zu sehen. Die Zahl der möglichen ZuschauerInnen in der Bundesrepublik werden von seiten der Post auf maximal 16 Millionen geschätzt.

Nach bislang unbestätigten Meldungen hat die IP-Gruppe vor bundesdeutschen Mitbewerbern (ARD, Zeitungsverlage) den Zuschlag erhalten, weil sie mit annnähernd 180 Millionen Mark dem DDR-Fernsehen die höchsten Erträge garantiert habe. Die ARD bot zusammengerechnet 130 Millionen. Eine Stellungnahme zu diesen Zahlen lehnten die IPA -Verantwortlichen ab. Im Medienkontrollrat der DDR wurde auf der letzten Sitzung Kritik an dem Vertragsabschluß mit der IP-Gruppe geäußert. Im Grundsatz hatte dieses Gremium aber die Fernsehwerbung und deren konkreten Bestimmungen bereits gebilligt.

epd