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Vietnam sieht sich isoliert

■ Hanoi gibt Moskau den „Schwarzen Peter“ für Wende in Osteuropa

Hanoi (dpa) - Hanoi übt zunehmende Kritik an der Sowjetunion. Die Vorwürfe an den wichtigsten Verbündeten Vietnams gipfeln darin, daß die von Michail Gorbatschow geführte KPdSU „im nationalen Interesse der UdSSR“ den Klassenkampf aufgegeben und einen Kompromiß mit dem Westen geschlossen habe. Die „persönliche Meinung“ eines hohen Regierungsbeamten:

Die umfassenden Veränderungen der sowjetischen Innen- und Außenpolitik hätten einen „negativen Einfluß“ auf die Welt als Ganzes gehabt. Und die osteuropäischen Länder hätten die Basis ihrer Unterstützung verloren. Vietnam stützte sich in den vergangenen zehn Jahren fast ausschließlich auf die UdSSR und andere sozialistische Staaten. Doch deren Vietnam -Hilfe droht jetzt abzubröckeln.

Trotz deutlicher Zugeständnisse an den Ex-Kriegsgegner USA und wiederholt an China gerichteten Angeboten für eine Normalisierung der bilateralen Beziehungen zeigen Washington und Peking Hanoi deutlich die kalte Schulter. „Die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen mit den USA wäre der Schlüssel zu normalen Beziehungen mit dem Westen“, sagt ein vietnamesischer Diplomat.

Hanoi hält Peking eine „reaktionäre Politik“ vor, weil es auf gegen die UdSSR gerichtete „strategische Beziehungen“ mit dem Westen setze. Als das „größte Opfer“ dieser Politik sieht sich dabei Vietnam selbst. Einige westliche Diplomaten in Hanoi meinen, daß Vietnam im Falle zunehmender internationaler Isolierung eines Tages genötigt sein könnte, sich enger an China zu binden. Sie weisen darauf hin, daß seit einem Jahr kein hoher UdSSR-Besucher mehr nach Hanoi gekommen ist. Moskaus Regierungschef Ryschkow, der im Februar erstmals nach Südostasien gekommen war, besuchte stattdessen die kapitalistischen Staaten Thailand und Singapur und warb um engere Handelsbeziehungen. Als die Zeichen in Osteuropa auf Sturm standen, besuchte eine Hanoier Regierungsdelegation mit Verteidigungsminister Le Duc Anh im Februar den Verbündeten Kuba.

Vietnam hat seine Wirtschaft gen Westen geöffnet und hofft, daß der Truppenabzug aus Kambodscha politische Hindernisse beim Handel mit der EG und anderen westlichen Staaten abbauen wird. Von der Lösung der Kambodscha-Frage hängt es ab, ob die westlichen Läner ihre Beziehungen zu Vietnam wiederaufnehmen.

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