: Vernichtung statt Dialog
■ Betr.: S.S.Z über „Therapeutisches Deutschinnengewurzel, taz vom 31.3.90
Als Teilnehmerinnen der Veranstaltung „Blick zurück“ von Birgit Lindberg bei der Bremer Frauenwoche sind wir erschüttert und hell entsetzt über dieses Pamphlet, das Ihr Euch erlaubt, hier als Bericht abzudrucken. Von der Veranstaltung selbst steht, abgesehen von einigen Wortfetzen nichts drin. Deshalb eine Ergänzung: Über 40 Frauen suchten in dieser Veranstaltung nach Wegen, mit ihrem faschistischen Erbe umzugehen. Für kurze Zeit warfen wir einen „Blick zurück“ in die Vergangenheit unserer Erltern und Großeltern, tauschten unser Wissen aus und diskutierten angeregt über mehrer Stunden. Einige Frauen konnten Wichtiges für sich entdecken, fanden neue Ansatzpunkte für ihre persönliche Auseinandersezung mit dem Faschismus. Wie soll auch die gesellschaftliche Aufarbeitung der Vergangenheit möglich werden, wenn nicht das persönliche Beteiligt sein offengelegt wird, Vergessenes, Verdrängtes bewußt gemacht wird? Wir denken, das ist es, was eine gute Veranstaltung in diesem Rahmen leisten kann und ausmacht.
Völlig unverständlich ist uns, das S.Z. während der ganzen Diskussionsveranstaltung schwieg, ihre Kritik nicht äußerte. Es wäre sicher möglich gewesen sich zu vergewissern, welche Fragestellung Birgit Lindberg verfolgte, und es wäre sinnvoll gewesen, den Ärger an Ort und Stelle einzubringen. Stattdessen diese feige Diffamierung in der Öffentlichkeit.
Unter böswilligen, haßerfüllten Blicken wird jedes Wort falsch, jeder Gedanke abwegig und die übelste Unterstellung möglich. Dieser vernichtende Blick auf die andere verhindert jeden Dialog. Aber S.Z. geht es nicht um eine ernsthafte Auseinandersetzung oder produktive Kritik. Nein, sie betreibt eine propagandistische Hetzkampagne. Eine undurchdringliche Mischung aus Polemik, Halbwahrheiten, Böswilligkeit und Haß ergießt sich über eine halbe Seite Zeile um Zeile ein böses Gift.Entsetzlich, dies lesen zu müssen, entsetzlich, dieser Antifaschismus mit faschistischen Mitteln. Schade daß das der Dank ist für eine Frau, die gewagt hat, Formen der persönlichen Auseinandersetzung mit Faschismus vorzustellen und anzuregen.
Elke Koppert, Cornelia Mannsfeld, Rola Hahn
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