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Massenverzückungscocktail

■ Die zweite „Black Beat Night“ in der Stadthalle / Adeva lieferte spannendsten Act der Nacht

Wohl keine der zur zweiten „Black Beat Night“ angetretenen Bands wäre allein gut genug für die Stadthalle gewesen, doch die Veranstalter bewiesen einmal mehr Gespür für die notwendigen Ingredenzien eines breite Massen verzückenden Cocktails: Da wäre zunächst die Soul-Lady mit dem Newcomer -Appeal, hochgelobt bereits, doch immer noch mit großen Fragezeichen versehen (Adeva). Unbedingt notwendig auch ein Vertreter der z.Z. schwer gefragten House-Fraktion der schwarzen Musik (Inner City), sowie natürlich eine Band, die eher den Funk-Mainstream repräsentiert (SOS-Band). Und schließlich die Vertreter der Kuschel-Abteilung, und zehren sie auch von längst vergangenem Ruhm (Kool & the Gang).

Daß die Mischung auch diesmal stimmte, bewies nicht zuletzt der Andrang in und vor der Stadthalle. Viele kamen zu spät, um von Adevas Auftritt noch etwas mitzubekommen. Die mächtige New Yorkerin ist in Bremen keine Unbekannte, ihr Halb-Playback-Auftritt im Modernes hatte jedoch gemischte Gefühle hinterlassen. In der Stadthalle stand sie nun einer eigenen, sehr kompetenten Band vor, drei rappende Tänzer in Schwarz sorgten für die Prise Hip-Hop-Feeling, ein exzellenter Saxophonist und Keyboarder trieb die Musik in klassische

Soulbereiche. Auch die als Frontfrau überzeugende Adeva bewegte sich vorwiegend im Spannungsfeld zwischen Turner und Franklin, auch stimmlich. Sie, die bei vielen längst den Ruf einer von Hitköchen gemästeten Synthi-Tante hatte, lieferte überrraschenderweise und leider gleich zu Beginn den spannendsten Act des Abends.

Aus der Studioküche

Auch das Duo „Inner City“ synthetisierte seine Musik in seiner Detroiter Studioküche, und auch sie waren mit großer Band angereist. Die Umsetzung ihres Maschinensounds gelang jedoch nur unvollkommen, der Sound war laut, aber breeig, die Sängerin scheiterte häufig an der Wucht der Band. Zudem beschränkte sich ihr Partner meist auf eintönige Patterns auf seinem umgehängten Synthesizer. „Inner City“ wurden nach einer guten halben Stunde ohne Wunsch nach Zugabe freundlich entlassen.

Verdauungs-Baß

Die Umbaupausen waren erfreulich kurz. Kaum 20 Minuten später stand die SOS-Band auf der Bühne und machte sofort klar, daß man mehr auf die klassische Wirkung der Schwarzen Musik vertraute: durchgehende, bis in die Details getimte Choreographie der Frontleute, durchdachte

Mischung aus treibendem Funk und gefühlvollen Midtempo-Songs und vor allem ein überzeugender mehrstimmiger Gesang. Zudem stimmte nun der Sound, auch wenn der mächtig durchschlagende Baß dazu angetan schien, Verdauungsstörungen zu beseitigen. Die „SOS-Band“ lieferte den rundesten Gig des Abends und verwandelte den Innenraum in eine Disco-Tanzfläche.

„Bremenverynice“

Zu später Stunde dann „Kool & the Gang“, die vor geraumer Zeit solo die Halle gerade bis zur Hälfte füllen konnten. Die schon etwas abgestandenen Helden um

die beiden neuen Sänger Gary Brown und Skip Martin lieferten die erwartete gefühlsschwangere Balladensammlung, angereichert mit ein paar flotten Muntermachern wie dem Opener „Victory“. Andsonsten gab es vor allem viel kitschig gedrechselten Vokalschmus und eine völlig überzogene Moderation aus der „Bremen verynice-weloveyou„-Musterkiste. Ergebnis: Deutlicher Druckabfall im Saal. Dennoch war zweifellos auch die zweite Black-Beat-Night ein voller Erfolg, und man kann getrost davon ausgehen, daß uns spätestens nach Jahresfrist die dritte Auflage ins Haus stehen wird. Rainer Köste

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