Det soll wohl ulkig sein?

Und wie! Sie haben ja auch weiß Gott sonst nichts zu lachen, die Herren Violoncellist Bernd Teichgräber und Contrabassist Christoph Niemann, oder? Nicht mal die zweite Geige im Orchestergraben können sie spielen — nein, zu Baß und Cello sind sie verurteilt. So brachen sie auf, die strenge Hierarchie klassischen Musizierens zu verlassen und »neuen Formen« nachzusinnen oder -eifern. Anfangs darf der Zuschauer die kurze Odyssee auf 16 Monitoren nachvollziehen, bei der die beiden durch das Wirrwarr deutsch-deutscher Autotypen und an hehren Kunsttempeln vorbei zu ihrem letztendlichen Bestimmungsort treiben — der Vagantenbühne.

Dort erlebt man zunächst die höchstselbst und artig vorgetragene Sonate C-Dur eines französischen Zeitgenossen J.S. Bachs. Höhepunkt des Abends ist sogleich das zweite Stück. Die Komposition eines gewissen Michael East, Renaissance-Komponist, wurde für Kontrabaß, Violoncello und Videobild-Ton-Wand arrangiert. Tenor Peter Maus intonierte (live aus England?) vor der Video-Kamera die erste Stimme. In der Tat, was uns aus der Ferne gesungen und ins Wohnzimmer geflimmert wird, ist teilweise wirklich erregender und wahrhaftiger, als die (Grau-)Töne, die ein Mensch vor unserer Nase anzubieten hat. Und außerdem — wer weiß zu sagen, ob hier nicht eine künftige Präsentationsform vom Musik popularisiert wird? Wenn schon Dirigenten mitunter Teile ihres Orchesters nur noch per Monitor verfolgen können, warum nicht auch die Zuhörer?

Alle weiteren Nummern sind mehr oder weniger banal. Die Verballhornung der Stücke von Bach verbleibt in Varianten, die weniger Fortgeschrittenen auch schon untergekommen sind. Mehr an einen urigen Spaß, der den Abschlußball einer Realschule krönen könnte, erinnert die auf Video aufgezeichnete Scene de Ballet. Und — am besten nichts Neues — die großen Orchester der UFA haben schon vor 60 Jahren Stummfilme live begleitet.

Doch wie wird der Zuschauer erst zum Schluß auf die Höhe des Humors getrieben. Zur großen Überraschung kann man per Bildschirm erleben, wie die beiden Musiker an historischem Orte den ungeliebten Baß und das nichtswürdige Cello zerhacken und zersägen. Im Ernst (vielleicht darf's denn doch die erste Geige sein): sie meinen's heiter. Und da kann man schon mal auf die gut betuchten Schenkel klatschen. Deutscher Witz war schon immer a bisserl derb. Karsten Wiegand

»Cello, Baß und Video« vom Duo Tesdesco am Samstag und Sonntag um 20Uhr in der Vagantenbühne.