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»Anachronistischer Zug 1990« gestartet

■ »Wir sind das Volk« mit Heino, Adenauer, Kohl, Bismarck und Konsorten auf dem Weg nach Berlin

Berlin. Das politische Straßentheater »Der Anachronistische Zug 1990« ist gestern von Bonn aus nach Berlin aufgebrochen. Das gleichnamige Gedicht von Bert Brecht soll in einer zeitgenössischen Darstellung in den kommenden Wochen in verschiedenen Städten, vor allem in den neuen Bundesländern, und zuletzt am Wahlsonntag, dem 2. Dezember, vor dem Berliner Reichstag aufgeführt werden. Nachdem der »Anachronistische Zug« bereits 1980 wegen der Kanzlerkandidatur des CSU- Politikers Franz Josef Strauß durch die Bundesrepublik tourte, sind in diesem Jahr die ersten gesamtdeutschen Wahlen Anlaß für die szenischen Aufführungen.

Der Zug mit rund 40 Fahrzeugen und 150 Darstellern führt unter anderem einen Bundesadler auf der Ladefläche eines Lastwagens sowie eine überlebensgroße, eiserne Bismarck-Statue mit. Ebenfalls im »Gepäck« befindet sich eine in Frankfurt hinzukommende Nachbildung der Glocke der Paulskirche, die nach Auskunft der Veranstalter mitgenommen wird, weil sie in der früheren DDR noch fehle. Mit Kisten und Koffern bepackte Figuren sollen unter der Losung »Wir sind das Volk« zeigen, welche Freiheiten im vereinten Deutschland verwirklicht werden sollten. In dem Straßentheater laufen unter anderem als der Volkssänger Heino sowie als Richter, Ärzte und Militärs verkleidete Schauspieler mit. Eine Gruppe stellt den ersten Kanzler, Konrad Adenauer, und als »Enkel« den jetzigen Amtsinhaber Helmut Kohl dar.

Zum »Anachronistischen Zug« haben in diesem Jahr Politiker und Intellektuelle, darunter Jutta Ditfurth, Bernt Engelmann, Ibrahim Böhme, Gregor Gysi, Stephan Hermlin und die Brecht-Tochter Hanne Hiob aufgerufen. dpa

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