: Aktion für neue Lehrer
■ Schüler, Eltern und Lehrer mobilisieren gegen Kürzung im Bildungsbereich
Mit einer großen Unterschriftenaktion wollen LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern gegen die vom Senat geplante Sparpolitik mobil machen. In einer Auflage von 57.000 Stück wurde der Aufruf von GEW, Zentralelternbeirat, GesamtschülerInnenvertretung und Personalrat gestern an den Schulen verteilt. Am 26. Mai sollen alle gesammelten Unterschriften mit einem Sternmarsch zur Bürgerschaft übergeben werden. An allen Bremer Schulen soll gleichzeitig ein Aktionstag stattfinden.
Die Initiative richtet sich dabei
sowohl gegen die Sparpläne des Bildungs-, als auch gegen die noch schärferen Sparabsichten des Finanzsenators. „Scherfs Plan bedeutet eine Verschlechterung der gegenwärtigen Situation um 15 Prozent, Krönings Plan sogar um 30 Prozent“, sagte der Personalratsvorsitzende für den Schulbereich, Pit Spieß, gestern. Denn angesichts absehbar steigender SchülerInnenzahlen und zunehmender Pensionierungen der stark überalterten Bremer LehrerInnenschaft sei ohne „mindestens 300 Neueinstellungen jährlich, 2.200 bis zum Jahr
2000“ der in Bremen besonders hohe Ausbildungs-Standard nicht mehr zu halten.
Finanzsenator Kröning will dagegen bis zum Jahr 2000 nur knapp die Hälfte, nämlich 1.034 LehrerInnen neu einstellen.Dem halten Gewerkschaft und Elternvertreter entgegen, daß der Schulbereich mit der Einsparung von fast 1.700 Stellen seit 1983 bereits zu 70 Prozent — und damit mehr als genug — zum Personalabbau im Bremer Öffentlichen Dienst beigetragen habe.
Diese Zahlen lassen jedoch unberücksichtigt, daß sich im gleichen Zeitraum die Zahl der Bremer SchülerInnen fast halbiert hat. Kamen Anfang der 80er Jahre 6.200 LehrerInnen auf 120.000 SchülerInnen, so sind es heute 5.500 LehrerInnen bei 70.000 SchülerInnen. Damit hat sich das Schüler-Lehrer-Verhältnis von 1:19,4 auf 1:12,7 verbessert. Selbst gegenüber dem absoluten Tiefstand im Schuljahr 89/90 hat sich die Bremer SchülerInnenzahl lediglich um 1.500 erhöht. Im Vergleich der Bundesländer nimmt Bremen damit eine Spitzenposition in der Versorgung mit LehrerInnen ein.
„Wir haben zu viele Lehrer“, bestätigte gestern auch der Sprecher von Bildungssenator Scherf, Werner Alfke, „allerdings sind es oft die falschen.“ Denn während die gymnasialen Oberstufen personell stark überbesetzt sind, fehlen gleichzeitig an Berufsschulen, Grundschulen und in einigen naturwissenschaftlichen Fächern Lehrkräfte.
„Die Kinder werden von ihrer Großelterngeneration unterrichtet“, beklagt zum Beispiel Frauke Schmitt, Leiterin der Grundschule Paul-Singer-Straße. Dazu käme noch die besonders mangelhafte Ausstattung Bremer Schulen, so Friedrich Schmitz vom „Runden Tisch gegen Schulraumnot“. Angesichts einer angekündigten Kürzung der Investitionsmittel für Schulneu- und Ausbauten um 20 Prozent werde sich daran in den nächsten Jahren auch kaum etwas ändern.
Dirk Asendorpf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen