: „Der kommt mir nicht nach Hannover“
■ Wie Ministerpräsident Schröder den Kandidaten Grobecker ablederte
Am Donnerstag vor einer Woche hatten die drei Länderchefs von Bremen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen einen ziemlich unangenehmen Termin. Sie mußten nämlich zusammen frühstücken und sich dabei über eine pikante Personalie unterhalten. Denn nach der beschlossenen neuen Landeszentralaufteilung gibt es nur noch einen Präsidentenjob, dafür aber zwei hochkarätige Kandidaten.
Unter dem Eierbecher hatten wir eine kleine Wanze (Kosename „Brossert“) versteckt und können deshalb über das denkwürdige Gespräch unter sechs Augen exclusiv berichten.
„Eins ist klar. Das Ding kommt nach Hannover“, kam Ministerpräsident Gerhard Schröder gleich zur Sache. „Richtig, nach Bremen ist mir nämlich viel zu weit“, kam die Unterstützung von Sachsen- Anhalts Werner Mönch.
„Bremen mit seinem starken Außenhandelsanteil wäre auch ein hervorragender Standort“, widersprach Bürgermeister Klaus Wedemeier, relativierte aber dann: „Ich könnte mir auch Hannover vorstellen, wenn sichergestellt wäre, daß Bremen den Präsidenten der Landes...“. - „Sie wollen mir doch nicht allen Ernstes ihr Problem Grobecker ans Bein binden“, polterte Schröder los. „Aus, Schluß, basta, da denk ich nicht dran, da red' ich nicht drüber.“ — „Entschuldigen Sie mal“, konterte Wedemeier. „Grobecker ist ein ausgewiesene Finanzexper...“ — „Grobecker kommt mir nicht nach Hannover 'rein“, donnerte Schröder. „Wir haben einen Präsidenten, der heißt Hesse. Der ist Professor für Geldtheorie, der war einer der Wirtschaftsweisen, und wenn wir den nicht übernehmen, dann darf der noch ein paar Jahre für sehr viel Geld spazieren gehen. Reicht das?“
„Können wir nicht den Grobecker zum Vize machen?“, versuchte Mönch zu vermitteln? „Vize macht der nie“, wußte Wedemeier. „Gott sei Dank“, knurrte Schröder. „Also muß Hesse Vize werden und Grobecker Präsident“, fing Wedemeier erneut an. „Aber nicht bei der Landeszentralbank“, kam es zurück.
Münch versuchte es erneut: „Können wir nicht die beiden Herren mal getrennt zu einem guten Essen einladen“, versuchte Mönch erneut zu vermitteln. „Eine hervorragende Idee“, befand Wedemeier. „Da könnten die beiden Herren ihre konzeptionel... „Ich esse nur mit Hesse“, brüllte Schröder und schlug mit der Hand auf den Eierbecher, worauf Brossert nur noch knistern konnte.
Doch jetzt ist er repariert und in der niedersächsischen Staatskanzlei angebracht, wo Anfang August die Fortsetzung stattfinden soll. Von unserem Bürgermeister wissen wir derweil offizell nur soviel: „Das wird sehr, sehr schwer.“ Rosi Roland
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen