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Tauziehen in Moskau

■ Die Rückgabe bremischer Kunstschätze verzögert sich

Dabei hat sich die Kunsthalle schon so gefreut: Noch in diesem Jahr hätte die sagenumwobene „Trophäenkunst“ aus Rußland zurückkehren sollen. Es handelt sich dabei um 500 teils wertvolle Werke aus ihrem Besitz, die 1945 die Sowjetarmee mit nach Hause genommen hatte. Wolfgang Eichwede, Osteuropaforscher und fliegender Unterhändler für Bremen, hatte schon eine baldige Lösung aller historischen Verkrampfungen prophezeit, „und nun kann's doch wieder dauern“, sagt Eichwede.

Mit einiger Verzögerung hat der russische Präsident Jelzin am 23. Juni zwar die Expertenkommission eingesetzt, die eine Übergabe vorbereiten soll. Dort sitzen aber jetzt „zahlreiche Historiker, während die Profis in dieser Angelegenheit, mit denen wir bisher intensiv verhandelt haben, meist Kunstwissenschaftler, nicht berufen worden sind. Deshalb wird's dauern, bis die Kommission eingearbeitet ist“, sagt Eichwede, der hinter den Moskauer Kulissen ein gewisses „Tauziehen“ argwöhnt.

In allem Gerangel aber ist man sich in Moskau einig, daß einer Rückgabe der Bilder „Gegenleistungen“ vorauszugehen haben. Ein möglicher Weg wäre, sagt Eichwede, die Einrichtung eines deutsch-russischen Fonds zur Restaurierung und Betreuung der Bilder, an dessen Finanzierung sich nach einer gewissen Vorlauffrist auch Rußland beteiligen könnte. Das allerdings muß zwischen Bremen, Bonn und Moskau noch ausgehandelt werden; immerhin hat auf offizieller Ebene ein gewisser Reiseverkehr eingesetzt. Kulturstaatsrat Schwandner hat Ende Mai den russischen Kulturminister Jewgenij Sidorow besucht; weitere Treffen sollen folgen.

Die angekündigte Ausstellung der bremischen Kunstschätze in der Petersburger Eremitage wird sich dennoch schwer verzögern. Geplant war sie für den laufenden Sommer; jetzt ist die Eröffnung für den 1. Oktober geplant, „aber angesichts des Vorbereitungsstandes“, sagt Eichwede, „ist das ein kühner Termin.“ schak

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