: »Juristisch nicht haltbar«
■ Baustadtrat Dyckhoff will Hochhaus Zoofenster trotz Anweisung der Senatsbauverwaltung nicht genehmigen
Charlottenburg. Die Senatsbauverwaltung hat das Charlottenburger Bezirksamt angewiesen, das umstrittene 80 Meter hohe Bürogebäude »Zoofenster« der Brau und Brunnen AG am Bahnhof Zoo genehmigen zu lassen. Der Charlottenburger Baustadtrat Claus Dyckhoff (SPD) wird sich jedoch weigern, die Baugenehmigung zu unterschreiben, wie er auf Anfrage sagte. Diese Anweisung sei widersprüchlich und juristisch nicht haltbar, deshalb könne man ihr schon aus rechtlichen Gründen nicht folgen, so Dyckhoff. Außerdem halte man ein Hochhaus an dieser Stelle aus städtebaulichen Gründen für unvertretbar. Die Senatsbauverwaltung müsse es selbst genehmigen.
Im April diesen Jahres hatte ein Gutachten des Charlottenburger Rechtsamts nachgewiesen, daß diese Baugenehmigung, die mit erheblichen Befreiungen von Planungsrecht verbunden wäre, rechtswidrig wäre. Wohl auch deshalb wird der Vorgang beim Senat mit spitzen Fingern angefaßt: Senatsbaudirektor Hans Stimmann (SPD), Hochhausgegner und derzeitiger Vertreter des Bausenators, unterschrieb die Anweisung nicht selbst, das blieb dem zuständigen Fachbeamten überlassen.
Architekt des 22 Stockwerke hohen »Zoofensters«, das sogar das Europa Center überragen würde, ist Richard Rogers. Das Hochhaus hätte eine Geschoßflächenzahl (GFZ) — das Verhältnis von Stockwerken zu Grundstücksfläche — von 15,07. Planungsrechtlich zugelassen ist nur eine GFZ von 1,8, die Bürobauten am Potsdamer Platz haben eine GFZ von gut 5. Jede Erhöhung der GFZ bedeutet für den Investor bares Geld, daher ist eine Befreiung unter fragwürdigen rechtlichen Voraussetzungen problematisch. Da Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) seine Sympathie für das umstrittene Projekt bekundet hatte, hatten Teile der Charlottenburger SPD — allerdings erfolglos — versucht, einen Antrag für den nächsten SPD-Parteitag durchzusetzen, der Nagel zum Rücktritt aufgefordert hätte. esch
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