: Handwerk hautnah
■ "Straße des Handwerks" auch bei jungen Frauen beliebt
auch bei jungen Frauen beliebt
Mit heißen Köpfen stöpseln und steckern die Jugendlichen im Haus des Elektrohandwerks. Beim Basteln bekommen sie hier einen Vorgeschmack auf den Elektriker-Beruf. In der „Straße des Handwerks“ auf dem Rathausmarkt führen in dieser Woche Meister und Gesellen Berufsalltag vor. Zum fünften Mal organisiert die Handwerkskammer die Veranstaltung zum Kennenlernen und Ausprobieren. Die Publikumszahlen beweisen, wie groß das Interesse bei jungen Leuten ist. Rund 6500 Schüler haben sich bereits angemeldet.
„Tradition bedeutet für uns, die Flamme weiterzugeben und nicht, die Asche zu bewahren“, erklärt Inge Bornemann von der Handwerkskammer. Das Konzept ist erfolgreich, beim Steinmetz wird mit Hammer und Stichel eifrig ein Stück Holz bearbeitet, beim Tischler fliegen die Späne. „In welchen Schulfächern muß ich denn gut sein?“, erkundigt sich eine fünfzehnjährige nach Bewerbungsvoraussetzungen. „In Mathe wohl schon“, schmunzelt der Steinmetz- Meister. So werden zwanglos wichtige Kontakte geknüpft.
So mancher Meister weiß, wo gerade eine Lehrstelle im Traumberuf frei ist. An Nachwuchs fehlt es fast in allen Sparten. Die Anzahl der Lehrlinge im Hamburger Handwerk ist 1991 gegenüber dem Vor-
1jahr um 7,9 Prozent auf 9029 gesunken. Vor allem im Baugewerbe, im Gartenbau, im Elektrohandwerk und bei Friseuren sind Auszubildende Mangelware. Auf dem Rathausmarkt werden deswegen neben bekannten Berufen wie dem des Goldschmiedes oder Tischlers auch solche vorgestellt, die nicht auf Lifestyle-Listen unter „in“ verzeichnet sind. Eine Umfrage vor zwei Jahren ergab, daß 50 Prozent der befragten Schüler die Berufe des Baugewerbes erst in der „Straße des Handwerks“ kennengelernt hatten.
Handwerk heißt nicht automatisch Schwerstarbeit - auch das so-
1genannte schwache Geschlecht ist angesprochen. „Wir wollen Berührungsängste abbauen und bei Mädchen das Interesse für handwerkliche Berufe wecken“, erläutert Inge Bornemann den Sonderstand „Mädchen im Handwerk“. 25 Prozent der Hamburger Lehrlinge sind junge Frauen. Bislang lernen die meisten noch überwiegend „typische Frauenberufe“ wie Friseurin oder Damenschneiderin. Infos und die „Schnupperlehre“ von der Stiftung Berufliche Bildung zeigen interessierten Mädchen, daß sie ebensogut Klempnerinnen oder Elektrikerinnen werden könnten. Christine Wollowski
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