: Bremen am Meer
■ Die Initiative Bremer Stadtbild will den Fabrikenhafen zurück in die Stadt holen
Im Fabrikenhafen: Hoch ragen die Kräne...
Wohin in Bremen? Den Dom schon gesehen? Den Schnoor dreimal durchquert, die Böttcherstraße, glockenbespielt, bestaunt? Und nun zum Hafen! Doch, ach, bei Ebbe dümpeln die Hafenrundfahrer in leeren Becken: kein Schiff weit und breit, hoch ragen die Spundwände — das maritime Bremen ist selbst den FremdenführerInnen peinlich. BremerInnen und Bremen
Mauer
besucherInnen auf der Suche nach Wasser und mehr empfiehlt der Kulturhistoriker Nils Aschenbeck einen Ausflug in den alten Holz- und Fabrikenhafen. Nicht das Schiff, die Linie 2 führt zu Bremens dem Wasser zugewandter Seite. Eine Welt der Düfte: Holz, Kaffee, Kakao, Fischmehl. Nicht alles, was hier lagert, verströmt Wohlgeruch. Tonnenweise Steine warten auf ihren Abtransport nach Venezuela. Lastwagen donnern übers Kopfsteinpflaster, und Vorsicht vor dem Gabelstapler! Hier wird gearbeitet.
Der Kulturhistoriker findet hier ein einzigartiges Ensemble neuzeitlicher Industriearchitektur. 1891 ist der Fabrikenhafen ausgebaggert worden. Zwei Jahre später entstanden die ersten Speicherbauten: liebevoll verziert, im Stil der Gründerjahre. Der Turm der Rolandmühle, 1925 erbaut, war einst der höchste Industriebau Europas. Und nebenan die Silos der Hansa-Mühle, zur selben Zeit entstanden, kopieren die amerikanische Beton-Architektur des frühen zwanzigsten Jahrhunderts: Chicago in Bremen.
Schön und richtig gemütlich ist dafür die alte Feuerwache am Ende des Hafenbeckens und der Verwaltungsbau der Hansa- Mühle, dreistöckig wie eine Schwachhauser Villa, doch stark ergraut. Bis heute werden fast alle Gebäude im Fabrikenhafen gewerblich genutzt. Denkmalschützerisch umstritten war lange Zeit die alte HAG-Fabrik — bis das Landesamt für Denkmalpflege den Marmor-Saal im Inneren für schutzwürdig befand. Von dem Gebäude will die Firma sich demnächst trennen. Dann, findet Nils Aschenbeck, könnten dort Dienstleistungsunternehmen einziehen und der Hafen der Stadt endlich näher kommen. Für die TouristInnen wünscht er sich eine Fähre mit Anleger im Fabrikenhafen und regelmäßige Führungen. Unterstützung findet er bei der Initiative Bremer Stadtbild, die den Hafen über Gröpelingen hinaus bekannt machen will. Auch die Fährleute von „Hal över“ haben schon mal wegen einer Verbindung zwischen Gröpelingen und Woltmershausen bei den Beiräten angeklopft. Auf dem AG Weser-Gelände wünscht sich die Initiative Bremer Stadtbild ein Cafe, und Nils Aschenbeck könnte sich auch ein Panorama- Restaurant im Turm der Roland-Mühle vorstellen. Den Unternehmen im Hafen will Carsten Meyer von der Initiative Bremer Stadtbild „ihre eigenen Juwelen“ näherbringen. Es geht ihnen ums Ganze: Um Bremen und sein Selbstverständnis als Hafenstadt. Diemut Roether
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