Sanssouci
: Vorschlag

■ A Tribute to Miles Davis

Zeitlos und stilprägend, „mit integraler Kraft“ – zwei Markenzeichen der Miles-Davis-Formationen, vor allem aber des unvergleichlichen Davis-Horns. Seit dem ersten Auftritt des 18jährigen im Dizzy-Gillespie-/Charlie-Parker-Quintett erinnert die lyrische Intonation der oft gestopft gespielten Trompete an die Phrasierung Billie Holidays.

Stilprägend waren aber auch Davis' Sidemen. Nach „Birth of the Cool“, Davis' weltweitem Durchbruch, war auch er dabei, damals bereits eigene Ära und Aura kreierend: der Tenorsaxophonist John Coltrane. Der Wandel des Bläsers durch die „Changes“ in „Bye bye Blackbird“ oder „Dear old Stockholm“ legte endgültig das Fundament für die modale Spielweise. 1963/64 kaperte sich Davis, bereits als Star- und Stilmacher bekannt, Wayne Shorter, den späteren Chef von Weather Report. Er holte ihn sich direkt aus der Brutstätte des Hardbop, von Art Blakey's Jazz Messengers. Nach einem lakonischen Anruf von Davis – „Ab morgen spielst du bei mir“ – und einer gewonnenen Autowettfahrt gegen den „Boss“ gehörte auch Herbie Hancock dazu. Die „goldene Spürnase“ jedoch gebührt Miles für seine Entscheidung, den erst 17jährigen Anthony Williams in die Gruppe zu holen. Genau wie Max Roach oder Art Blakey, hält er auf der Hi- Hat den Grundrhythmus konstant, meistert aber gleichzeitig mit Stock oder Besen beliebige Taktwechsel. So blieb das bis zu Davis' Tod am 28. September letzten Jahres.

Herbie Hancock, Wayne Shorter, Tony Williams und Ron Carter, der als Bassist ebenfalls mit von der Partie war, beschließen 1992, mit einer „Tribute-Tournee“ an Miles Davis zu erinnern, mit dem sie ihre Weltkarrieren begannen. Vielleicht hat auch die Wiederauflage der Quintetteinspielungen als „Nice-Price“-CDs (bei Columbia) eine Rolle gespielt. Ob bei der Zusammenstellung der Besetzung immer glücklich verfahren wurde, bleibt allerdings zweifelhaft. Beileibe nichts gegen Wallace Roney! Als strahlend heller Trompeter glänzte er in den Formationen Chico Freemans. Aber ein Lyriker will und kann er nach eigenen Aussagen nicht sein. Daß der englische Bassist Dave Holland am Ende für den in letzter Sekunde verhinderten Ron Carter in die Bresche sprang, ist auch nicht unbedingt im Sinne des Meisters. Miles Davis zu Filmemacher Ralf Quinke in einem Interview: „Der Bassist Dave Holland konnte nicht so spielen, wie ich es von ihm erwartete (...). Er fühlt es eben nicht. Der Baß ist ein Instrument der Schwarzen...“ Hans-Dieter Grünfeld

Heute ab 20 Uhr im Tempodrom