: Habt Mitleid mit den Kickern
■ FC St. Pauli: Trotz desolater Leistungen mit 500 Fans nach Hannover (Sonnabend 15.30 Uhr)
Trotz desolater Leistungen mit
500 Fans nach Hannover (Sonnabend 15.30 Uhr)
Seit dem vergangenen Wochenende helfen keine Beschönigungen mehr. Der FC St. Pauli steht nunmehr auf dem 18. Platz der Zweitligatabelle und hätte sich somit, sollte diese Position bis zum Ende der Saison beibehalten werden, direkt für einen Platz in der Amateur-Oberliga qualifiziert.
Am Sonnabend (15.30 Uhr, Niedersachsenstadion) gastiert die Millerntorequipe beim Hannoverschen SV 96. Als Nordderby seit ehedem ein Spiel von besonderer Brisanz und für die unentwegten Liebhaber des Kiezclubs eine willkommene Gelegenheit, in die niedersächsische Landeshauptstadt zu reisen. Mit etwa 500 St. Pauli Fans wird im Niedersachsenstadion gerechnet.
„Ein Sieg muß her“, das ist die Forderung von Imme Golchow, Fanbeauftragte des Vereins aus dem Hamburger Schmuddelviertel. „Nach dem Rumgegurke in den letzten Spielen reicht ein Unentschieden einfach nicht aus“, artikuliert sie das Verlangen der Fans. Das Verhältnis zur Mannschaft hat trotz der schlechten Leistungen in den vergangenen Spielen nicht gelitten: „Wenn man abends mit den Spielern bei einem Bier zusammensitzt und die einem ihr Leid über ihre Krise klagen, tun sie mir irgendwie nur leid.“
Auf ein solches Mitleid, eine solche Barmherzigkeit, kann der gefallene Erstligist beim amtierenden deutschen Pokalsieger nicht hoffen. Im Gegenteil. Jochen Heisig, neuverpflichteter Sturmstar des seit
1sieben Spielen ungeschlagenen Teams aus der Leine-Metropole, hat mit dem FC St. Pauli noch eine Rechnung offen. Bevor es den vormaligen 1860-Stürmer an die Leine zog, stand er mit dem FC St. Pauli in Verhandlungen. Alles schien klar zu sein, der Vertrag nur noch Formsache, als die Verpflichtung wie eine Seifenblase platzte. Denn:
1Der damalige St. Pauli-Coach Michael Lorkowski hatte auf der Grundlage vager Sponsorenzusagen und nicht auf Geheiß des St. Pauli- Präsidenten und Mäzens Heinz Weisener verhandelt.
Dafür sollen jetzt die beiden Finnen Ari Hjelm und Petri Järvinnen für frischen Wind im St. Paulianischen Angriff sorgen. Dafür, daß
1der drittschlechteste Sturm der Liga den treuesten Fans der zweiten Fußballerklasse wieder Erfolgserlebnisse beschert. Ansonsten dürfte es schwer werden, die Führungsposition in der Zuschauergunst auch in der am kommenden Wochenende beginnenden Rückrunde zu behaupten.
Kai Rehländer
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