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Randale und Feuer

■ Türkische Jugendliche greifen Weinlokal an / Deutscher erlitt Schädelbruch / Brandanschläge in Rahlstedt und Neugraben

/ Deutscher erlitt

Schädelbruch / Brandanschläge in Rahlstedt und Neugraben

Auch in der Hamburger Innenstadt gab es am Freitagabend heftige Auseinandersetzungen. Schauplatz war ein Weinlokal am Valentinskamp. 40 bis 60 junge Türken zogen mit Schreckschußwaffen, Latten und Baseballschlägern bewaffnet zum „Weindorf“. Sowohl auf der Straße als auch in dem als Hooligan-Treffpunkt bekannten Lokal kam es zu einer Schlägerei mit Deutschen, wobei ein 23jähriger einen Schädelbruch erlitt. Die Polizei gibt an, bis jetzt noch keine Anhaltspunkte für eine politische Motivation der Täter zu haben.

Die vier deutschen Türsteher des Lokals, die nach Auskunft des Besitzers Moussa Zarandi gut ausgebildet sind, lassen keine Ausländer in Gruppen in das „Weindorf“: „Was wollen die auf einen Schlag hier“ fragt sich der iranische Chef, sie seien meist bewaffnet und es käme nur zu „schweren Auseinandersetzungen“. Am Eingang würden oft Waffenkontrollen durchgeführt, die ein ausländischer Mann am besten dadurch vermeiden könne, indem er „eine Dame mitbringt“, so Zarandi. Sein Publikum beschreibt der Iraner als „Geschäftsleute aus der Innenstadt“, abends kämen dann normale Jugendliche, aber „keine Neonazis“. Er betont, „nicht jeder deutsche Junge ist ein Nazi und ein Schwein“, räumt aber ein, daß in seinem Lokal deutsch-nationale Reden möglich sein könnten: „Wir haben eine Demokratie, und was einer sagt, ist egal.“

Die Polizei, die kurz nach 22 Uhr von der Schlägerei erfuhr, nahm 34 türkische Jugendliche in Gewahrsam. Nach der Feststellung der Personalien konnten alle wieder auf freien Fuß gesetzt werden.

In Rahlstedt haben am Samstag abend bisher unbekannte Täter versucht, einen Edeka-Markt in Brand zu setzen. Der iranische Besitzer des Geschäfts entdeckte gestern morgen, daß nach einem Einbruch Benzin im Laden ausgegossen worden war. Es hatte sich offenbar nicht entzündet, obwohl zahlreiche abgebrannte Streichhölzer am Tatort gefunden wurden. Der Iraner hatte nach eigenen Angaben zuvor Drohbriefe und Drohanrufe von Rechtsextremisten erhalten.

Ein weiterer Brandanschlag

1wurde aus Neugraben-Fischbek gemeldet. Dort erlitt eine 20jährige Frau am Samstagabend eine leichte Rauchvergiftung, als unbekannte Täter einen Brandsatz gegen ein auf Kipp stehendes Fenster schleuderten. Die Polizei vermutet, daß der

1Brandanschlag dem Mieter des Einfamilienhauses galt, der dem „rechten Spektrum“ zuzuordnen sei. In der Nähe des Hauses soll es außerdem zuvor eine Schlägerei zwischen Deutschen und Ausländern gegeben haben. taz

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