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Laienspiel bei Holstein Kiel

■ Kieler Fußball-Oberligist sportlich im Aufwind / Dafür jetzt allerdings ohne Präsidium

Ein bißchen Schalke an der Kieler Förde inszeniert zur Zeit der Fußball-Oberligist Holstein Kiel. Der Traditionsverein , der zu Beginn dieses Jahrhunderts sogar einmal eine deutsche Meisterschaft feiern durfte, macht im Moment nicht nur sportlich Schlagzeilen - vor allem die Laienspielschar „Vorstand des KSV Holstein Kiel“ macht sich auf den Bühnen der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt breit: Beim gebotenen Stück handelt es sich um eine Verwechslungskomödie im Schlage „ Guter Junge - Böser Junge“, und für den ganz großen Durchbruch wurde auch noch der Berliner Selbstdarsteller Steffen Oppermann eingeflogen. Geld, Eitelkeit und Unfähigkeit sind die Prämissen für das Gelingen, wüste Beschimpfungen und sogar angedrohte Prügel sorgen für die nötige Portion Crime.

Sportlich steht es um Holstein Kiel nicht schlecht: Mit dem Arzt Bernd Brexendorf wurde in Kiel endlich wieder ein Trainer verpflichtet, der Akzente setzt; der Erfolg macht sich mittlerweile auch schon bemerkbar: ein zweiter Platz nach Beendigung der Hinrunde spricht Bände. Die guten Leistungen werden von einer Mannschaft, die zu einem Großteil aus Studenten besteht, gebracht, auch wenn sie teilweise monatelang auf ihr Geld warten müssen. Der Stein des Anstoßes waren im vergangenen Herbst monatelange Verzögerungen bei den Zahlungen, auch im Moment warten die Holsteiner auf ihre Kohle aus dem Dezember.

Der Vorsitzende Wolf-Fedor Jobs, ein Mann mit einem Riecher für die gute Presse, erklärte selbstlos, daß der Vorstand die bestehenden Verbindlichkeiten, knickerige 100000 Mark schätzte man damals, ausgleichen würde — was bis heute fehlt ist der Scheck. Stattdessen gab es Kritik: Der halbe Vorstand trat erst einmal zurück, Jobs mußte die Geschäfte ruhen lassen, nachdem er sich auch noch mit dem Hauptsponsor angelegt hatte.

Als Retter in der Not tauchte plötzlich Steffen Oppermann aus Berlin auf. Der angebliche Mäzen hatte vorher schon bei anderen Vereinen im Lande verbrannte Erde hinterlassen. Kiel wollte er zur neuen Fußball-Hochburg des Nordens ausbauen: Zwei Millionen Mark und Pierre Littbarski als Einstandsgeschenk wollte er gegen den Vorsitz in der altehrwürdigen KSV Holstein Kiel tauschen. Wenn es um Geld oder Liebe geht, setzen auch in Kiel die Hirne aus - Oppermann wurde gefeiert als ob der Liebe Gott auf einmal ein Holsteiner wäre.

Mit einem Schattenkabinett aus geschaßten Bankdirektoren und gescheiterten Profi-Fußballern kündigte sich der Berliner an. Vergessen waren die Schlammschlachten in Eutin, wo Oppermann die Mannschaft in die Oberliga hievte und durch eingenwillige Aktionen Unmut erregte: Besonders nette Spieler bekamen in der Halbzeitpause schon einmal zwei Hundertmarkscheine zugesteckt. Als er sein Interesse verloren hatte und das Geld nicht mehr floß, begann eine Schlammschlacht, in die auch Privatdetektive und Prostituierte geworfen wurden.

Holstein hatte mehr Glück, Oppermann hatte schon sein Interesse verloren, bevor er überhaupt gewählt war: Gestern stand überhaupt kein Kandidat mehr zur Wahl, Jobs bleibt vorerst im Amt und eine Untersuchungskommission über die finanziellen Verhältnisse wurde einberufen, wenn ihr Bericht vorliegt, soll neugewählt werden - es bleibt spannend im Schalke an der Förde.

ank

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