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Otten-san liegt in Japan

■ ...und deshalb gibt es eine Stadtteilpartnerschaft Ottensen (Hamburg) und Ottensen (Tokio)

Ottensen

(Hamburg) und Ottensen (Tokio)

Was verbindet Hamburg mit Tokio? Nicht viel mehr als Futon und Tofu. Aber Hamburg ist eben nicht Ottensen. Denn das Elb-Kreuzberg unterhält rege Kontakte in das Land des Lächelns: nach Mukojima, einem Stadtteil Tokios, der Ottensen sehr ähnlich ist.

Mukojima ist Teil der ärmeren Unterstadt von Tokio — der Stadtteil der kleinen Leute, der Freaks und der Künstler, abgegrenzt vom Business der reichen Oberstadt. Und was für Ottensen das Hertie- Quarree, sind für Mukojima die Spekulanten aus dem nahegelegenen Stadtzentrum, die sich langsam immer breiter machen.

Entdeckt wurden diese und andere Ähnlichkeiten von der Filmemacherin Brigitte Krause aus Ottensen (Deutschland), die zu Dreharbeiten nach Ottensen (Japan) reiste. „Hier leben die Ureinwohner der Stadt“, erzählt sie, „und es gibt noch viele enge Straßen und kleine Läden.“ Nichts lag näher, als die Bewohner der beiden Stadtteile miteinander in Kontakt zu bringen.

Die Menschen in Mukojima sind erstaunt über die Proteste der OttenserInnen gegen die Autoflut, ihre Fahrraddemos und Bewohnerinitiativen. Wie Ottensen seine Häuser in der Zeißstraße rettete, wie die Bauwagenburg auf den Kemal-Altun-Platz zog, wie das Viertel sich gegen das Yuppie-Quarree wehrt — all das interessiert in Mukojima brennend. Denn die Stadtplanung von oben haben auch die Menschen in Tokio satt.

Umgekehrt staunten die Ottenser nicht schlecht, als sie von der Solidarität und Basisdemokratie unter den BewohnerInnen von Mukojima erfuhren. Denn weil zum Beispiel die Feuerwehr nicht in die schmalen Gassen des Viertels kommt, die kleinen, hölzernen Häuser aber schnell in Brand geraten, werden bis heute im Notfall die Eimer von Hand zu Hand weitergereicht.

Auch ließen es sich die Leute von Mukojima ganz und gar nicht gefallen, als ihnen ein übereifriger Architekt den Blick auf den Mond nehmen wollte: Im Park der 100 Blumen nämlich, einer kleinen Oase im dichtbebauten Viertel, versammeln sich die Menschen in lauen Septembernächten zum „Tsukumi“, zum Mondbetrachten. Diese Aussicht sollte ihnen durch ein Hochhaus verbaut werden. Die heftigen Proteste hatten Erfolg: Der Betonklotz fiel kleiner aus und

1wurde zur Parkseite begrünt.

Weil sie also gar nicht so weit voneinander entfernt sind, tauschen nun Intitiativen, Clubs und und ArchitektInnen aus Ottensen und Mukojima regelmäßig Erfahrungen aus. Und damit es bei diesem „Stadtteildialog“ keine Verständi-

1gungsprobleme gibt, hat Brigitte Krause mit der japanischen Regisseurin Hiroko Kumagi eine eigene Kommunikation entwickelt: den Videobrief, mit dem die BewohnerInnen beider Stadtteile ihr Leben im Film darstellen. Uli Mendgen

Adresse Stadtteildialog: Stadtarchiv Ot-

1tensen, Zeißstr. 28, Tel. 3903666. Eine Fotoausstellung „Masken-Theater- Alltag in Japan“ von Karin Weist ist ab Sonntag, 15 Uhr, im Industriehof, Schützenstraße 9, zu sehen. Gäste aus Mukojima sind anwesend. Im Mai zeigt der Stadtteildialog moderne Filme aus Japan im Lichtmeß-Kino.

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