: Keine lackierten Fingernägel
■ American Football: Neuer Start für die Showtruppe Blue Devils
Neuer Start für die Showtruppe Blue Devils
Für einen Großen ist Bob Jones eigentlich zu klein. Unumwunden gibt der Quarterback aus den USA zu, daß ihm zwei Inches für die NFL fehlen. Bei Axel Gernert hat er dennoch gute Chancen, auch dem Präsident der Hamburg Blue Deviles sind solch kreatürliche Probleme nicht fremd. Sein Traum ist eine Europaliga für Footballer, als Beispiel hat er dafür die allgewaltige National Football Leage vor Augen. Grundstein für diese EFL sollen die Blue Devils sein, mit denen er jetzt in die zweite Saison startet.
Keine PR-Masche ist Gernert wohlfeil genug, um die Zuschauer bei den insgesamt sechs Hallenspielen ins Volksparkstadion zu locken. Schon für das erste Match malt Gernert boulevardzeitungsgerecht das Bild von „Hübschen Mädels und starken Männern und James Bond“. Eingeflogen wird dafür extra Roger Moore, der als dritter Darsteller den Kommunistenfresser spielte. Heute ist Moore als Unicef-Botschafter unterwegs und soll auch beim American Football Spenden einsacken. Von den Eintrittsgeldern bei den Heimspielen der Blue Devils gehen jeweils zehn Pfennig an Unicef, außerdem gibt es am 12. Juni eine Charity Bowl, wo die gesamten Zuschauereinnahmen an das Kinderhilfswerk abgetreten werden.
Das soziale Engagement ändert nichts an der Grundproblematik des aus dem Boden gestampften Teams: die Blue Devils nehmen auch in diesem Jahr nicht am Liga- Betrieb teil, bei den Matches handelt es sich lediglich um Freundschaftsspiele. Als Ausgleich will man diesmal zumindest „Gutes Football“ bieten, Matches wie gegen Amsterdam Cruisaders, wo im vergangenen Jahr Frauen und Kinder als Gegener für die „harten Männer“ angereist waren, soll es nicht mehr geben. Gerade für Gernert stellt diese Herausforderung eine Beleidgung dar, gibt er sich in der Presse doch gerne als Macho. In Zeitungen wurde der gelernte Journalist unter anderem mit dem Spruch „Ich lackiere mir ja auch nicht die Fingernägel, Frauen sollten das mit dem Football lassen“, zitiert. Für Spitzenfootball in Hamburg sollen vor allem die Final Four bürgen, ein Turnier, das vom 19. bis zum 25. September die besten Footballer Europas nach Deutschland bringt. Ermittelt werden drei Teams durch eine Europa-Rangliste, die Blue Devils haben sich selbst mit Wild-Card für den Veranstalter ins Teilnehmerfeld gehoben. ank
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